Regelschmerzen im Teenageralter können chronische Schmerzen auslösen

Häufig sind Unterleibskrämpfe, die auf Rücken und Beine ausstrahlen können.
Mädchen, die mit 15 Jahren unter starken Regelschmerzen leiden, haben ein höheres Risiko für chronische Schmerzen im Erwachsenenalter – das geht aus einer aktuellen Langzeitstudie aus Großbritannien hervor, bei der jährlich 14.000 Kinder und Jugendliche zu ihrer Gesundheit befragt wurden.
Eine Teilgruppe von rund 1.100 Mädchen wurde von den Forschenden der Universität Oxford auch zu eventuellen Menstruationsbeschwerden befragt, zum ersten Mal mit 15 Jahren und einmal im Alter von 26 Jahren. Ausgeschlossen wurden jene ohne Monatsblutung sowie jene, die bereits vor ihrer ersten Periode chronische Schmerzen hatten.
Das Ergebnis: Leiden Mädchen mit 15 Jahren unter starken Regelschmerzen, steigt ihr Risiko für chronische Schmerzen mit 26 Jahren um 76 Prozent an. Bei mittelstarken Regelschmerzen ist das Risiko im Erwachsenenalter um 65 Prozent höher. Die häufigsten Beschwerden sind Bauch- und Rückenschmerzen sowie Kopfschmerzen.
Zwei von drei Frauen leiden unter Menstruationsschmerzen
Menstruationsschmerzen sind häufig: Etwa ein Drittel der Frauen leidet während ihrer Tage unter starken bis sehr starken Schmerzen, wie der Menstruationsgesundheitsbericht des österreichischen Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2024 zeigt. Ebenfalls ein Drittel der Frauen berichtet von zumindest mittelmäßigen Schmerzen.
In der Medizin werden Regelschmerzen als Dysmenorrhoe bezeichnet. Meist handelt es sich um krampfartige Schmerzen im Unterbauch, die manchmal auch in den Rücken oder die Beine ausstrahlen.
Es gibt zwei Formen: Die primäre Dysmenorrhoe beginnt meist schon kurz nach der ersten Regelblutung und entsteht, weil die Gebärmutter beim Abstoßen der Schleimhaut besonders stark arbeitet. Die Schmerzen entstehen vor allem durch das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur. Diese Kontraktionen sind notwendig, damit sich die Schleimhaut, die sich im Laufe des Zyklus zur Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft aufgebaut hat, wieder lösen kann. Wird keine Eizelle befruchtet, stößt der Körper die obere Schicht der Schleimhaut gemeinsam mit Blut während der Menstruation ab. Um diesen Prozess zu ermöglichen, zieht sich die Gebärmutter in unregelmäßigen Abständen zusammen und entspannt sich anschließend wieder. Manche Frauen merken davon kaum etwas, während andere besonders zu Beginn der Periode unter ausgeprägten Krämpfen und Schmerzen leiden.
Die sekundäre Dysmenorrhoe tritt oft erst später im Leben auf und hat meist eine Ursache wie Endometriose, Myome oder Entzündungen. Typische Beschwerden sind Unterleibskrämpfe, Rückenschmerzen, manchmal auch Übelkeit, Kopfschmerzen oder Durchfall. Helfen können Wärme, zum Beispiel mit einer Wärmflasche oder einem warmen Bad, außerdem Bewegung, Entspannungsübungen oder Schmerzmittel. Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder eine Hormonspirale können die Schmerzen lindern.
Schmerzgedächtnis und Reorganisation des Gehirns als Ursache
Warum Regelbeschwerden im Teenageralter das spätere Risiko für chronische Schmerzen erhöhen können, dafür könnte das sogenannte „Schmerzgedächtnis“ verantwortlich sein. Gegenüber dem Ö1 Morgenjournal sagte die Hirnforscherin Ruth Drdla-Schutting von der MedUni Wien, dass sich das Nervensystem an wiederholte Schmerzreize „erinnere“ und in der Folge überempfindlich reagiere. „Das Schmerzgedächtnis ist ein ganz zentraler Mechanismus, der zur Chronifizierung von Schmerzen führen kann“, so die Expertin. Das gelte auch für moderate Schmerzen.
In der Jugend scheint das Gehirn besonders anfällig für diese Prozesse zu sein, da die Plastizität des Gehirns, also die Fähigkeit sich zu verändern, in der Kindheit und Jugend besonders hoch ist. „Es gibt eine Menge von Reorganisationen, auch in Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Schmerzen notwendig sind, aber auch in Arealen, die für die emotionale Reaktion auf schmerzhafte Reize eine Rolle spielen“, sagt Drdla-Schutting. Die Hirnforscherin spricht sich dafür aus, Regelschmerzen bei Jugendlichen ernst zu nehmen, aufzuklären und ihnen Behandlungsmöglichkeiten verfügbar zu machen.
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