In Schweden werden Reisen mit Bus und Bahn eingeschränkt

WIENER LINIEN" DER ERSTE X-WAGEN U-BAHN-ZUG IST FERTIG
Anzahl von Passagieren bei Fahrten über 150 Kilometer wird limitiert. Sozialministerin warnt vor "Risiko für dritte Welle".

Lange wurde Schweden als Vorbild für Eigenverantwortung statt Regelungen in der Corona-Bekämpfung gesehen. Doch jetzt will die schwedische Regierung sogar den Fernverkehr mit Bus und Bahn beschränken. Auf Reisen mit einer Entfernung von über 150 Kilometern soll die Anzahl der Passagiere in Bussen und Zügen begrenzt werden, kündigte Sozialministerin Lena Hallengren an.

Die Maßnahme solle nach einer kurzen Prüfung durch die Behörden an diesem Sonntag in Kraft treten und voraussichtlich bis Mai gelten. Der öffentliche Nahverkehr ist davon nicht betroffen.

Nach Angaben von Infrastrukturminister Tomas Eneroth schlägt die Regierung vor, dass auf Strecken jenseits der besagten 150 Kilometer nur noch die Hälfte der Sitzplätze in Bussen und Bahnen besetzt werden darf. Rückwirkend soll die Maßnahme nicht gelten - das heißt, dass bereits gebuchte Fahrten wie geplant stattfinden können, auch wenn dadurch die maximale Passagierzahl überschritten wird.

Hallengren wies darauf hin, dass öffentliche Verkehrsmittel zugleich ein Risikogebiet für Infektionen seien und eine äußerst wichtige Funktion für die Gemeinschaft hätten. Die Coronazahlen in Schweden gingen zurück, die Lage sei aber weiter sehr unsicher, unter anderem wegen der sich ausbreitenden Mutationen des Coronavirus. "Es besteht ein wirkliches Risiko für eine dritte Welle der Infektionsausbreitung und die Lage kann sich deshalb schnell verschlechtern", sagte Hallengren.

Schweden war in der Coronakrise einen viel beachteten Sonderweg mit verhältnismäßig wenigen Beschränkungen des öffentlichen Lebens und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Das war mit höheren Infektions- und Todesfallzahlen einhergegangen. Mittlerweile führt die schwedische Regierung mehr Beschränkungen ein, so umfassend wie in anderen europäischen Ländern sind sie aber nach wie vor nicht. Die Zahl der Neuinfektionen in Schweden ist derzeit auf die Bevölkerung gerechnet etwa halb so hoch wie in Deutschland.

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