Mooszellen im Hirn unterscheiden Neues von Bekanntem

Mooszellen im Hirn unterscheiden Neues von Bekanntem
Österreichische Biologen zeigen, wie neue Erfahrungen ins Gedächtnis eingeschrieben werden.

Wenn Menschen oder Mäuse in eine unbekannte Umgebung kommen, müssen ihre Gehirne viele neue Sinneseindrücke verarbeiten. Das passiert durch sogenannte Mooszellen, die Neues von Bekanntem unterscheiden, berichten Forscher vom Institute of Science and Technology (IST) Austria. Diese Nervenzellen sorgen auch dafür, dass die neuen Erfahrungen ins Langzeitgedächtnis geschrieben werden, berichten sie in der Fachzeitschrift Current Biology.

Untersuchungen bei Mäusen

Ein Team um Ryuichi Shigemoto vom IST Austria in Klosterneuburg (NÖ) inspizierte bei Mäusen den Hippocampus. In dieser Hirnregion kommen verschiedenste Sinneseindrücke zusammen und er entscheidet, welche Informationen als Erinnerungen ins Gedächtnis geschrieben werden. Die Forscher sahen ein aufwendiges Geflecht an Verbindungen zwischen den dortigen Mooszellen und Körnerzellen. Sie veränderten diese Nervenzellen gentechnisch, so dass sie aufleuchteten, wenn sie aktiviert wurden. Immer, wenn sie die Mäuse in eine neue Umgebung setzten, wurden die Mooszellen sehr aktiv, und beruhigten sich wieder, wenn die Tiere mit dem neuen Terrain vertraut wurden.

Die Forscher machten mit den Tieren ein Verhaltensexperiment: Immer wenn sie in eine neue Umgebung gesetzt wurden, bekamen sie einen elektrischen Schlag. Bald verknüpften die Mäuse neue Umgebungen mit dem unangenehmen Erlebnis und standen dort stocksteif, selbst wenn der Elektroschock ausblieb. Wenn ihnen die Forscher aber Medikamente gaben, die die Mooszellen-Aktivität hemmt, waren sie auch im neuen Umfeld entspannt. Sie konnten es laut den Forschern ohne Mooszellen nicht als ungewohnt erkennen.

Zellen reagieren auf neue Eindrücke

Eine künstliche, medikamentöse Aktivierung der Mooszellen in altbekannten Gefilden ließ die Mäuse aber auch dort angststarr stehen. All dies würde beweisen, dass die Mooszellen im Hippocampus auf neue Eindrücke reagieren und dafür sorgen, dass sie im Langzeitgedächtnis vermerkt werden, erklären die Forscher in einer Aussendung.

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