Meine Arbeit strengt mich an – erfüllt sie mich auch?

Erschöpfte Frau im Homeoffice am Laptop.
Jede ernst gemeinte Tätigkeit fordert Energie, Aufmerksamkeit und Verantwortung. Es gibt allerdings ganz unterschiedliche Qualitäten von Anstrengung. Die entscheidende Frage dabei ist: "Warum investiere ich Lebenszeit und -kraft?", fragt Psychologin Prof. Dr. Tatjana Schnell.

Eine Kollegin erzählte mir, dass sie nach der Arbeit einfach nur müde sei. Nicht erschöpft, wie nach  Sport, sondern leer. Sie hat funktioniert, Aufgaben erledigt, und trotzdem fragt sie sich abends: Was soll das alles? 

Was kann man tun?

Arbeit kann anstrengend sein – das ist an sich nichts Schlimmes. Jede ernst gemeinte Tätigkeit fordert Energie, Aufmerksamkeit und Verantwortung. Es gibt allerdings ganz unterschiedliche Qualitäten von Anstrengung; das beschreibt auch meine Kollegin. Die entscheidende Frage dabei ist die nach dem Warum: Warum investiere ich Lebenszeit und -kraft? 

Ob Arbeit erfüllt, hängt nicht davon ab, wie leicht sie ist. Im Gegenteil: Wer regelmäßig mit anspruchslosen Tätigkeiten beauftragt wird, kann mit der Zeit in ein Bore-Out geraten. Die Unterforderung langweilt so sehr, dass sie in einem Gefühl völliger Sinnlosigkeit mündet. Es kommt zu Lustlosigkeit, Frustration, oft auch Scham und Rückzug: Ich kann anscheinend nichts, sonst würde man mir ja verantwortungsvollere Aufgaben zuschreiben! Spätestens dann ist es Zeit für ein Gespräch mit Vorgesetzten.
Auf der anderen Seite gibt es Arbeit, die uns herausfordert. Wie Studien zeigen, können wir besser damit umgehen, wenn wir einen Sinn darin sehen: Wenn wir merken, dass unsere Tätigkeit positive Konsequenzen hat; wenn wir die Ziele der Organisation kennen und teilen; wenn wir unsere Fähigkeiten einbringen können und dabei wertgeschätzt werden. Diese Erfahrungen motivieren. Sie lassen uns nicht leer und ausgelaugt zurück. Das heißt nicht, dass alles perfekt sein muss. Auch in einem sinnvollen Job gibt es Routinen und Frust. Wenn ich aber weiß, warum ich etwas tue, was das längerfristige Ziel ist, und mich damit identifizieren kann, dann trägt das  – auch in herausfordernden Zeiten. 

Für meine Kollegin war das der entscheidende Punkt. Sie hat sich in Erinnerung gerufen, warum sie diesen Beruf gewählt hat – und das Gespräch mit ihrer Chefin gesucht, um das, was davon ablenkt, so weit wie möglich zu reduzieren.

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