Chronischer Stress vor der Infektion ist Risikofaktor für Long Covid

Long Covid hat viele Gesichter: Mehr als 200 verschiedene Symptome können auftreten.
Die Studie „StressLoC“, deren zentrale Ergebnisse vor wenigen Tagen im Fachjournal Psychotherapy and Psychosomatics erschienen sind, zeigt neue Zusammenhänge zwischen chronischem Stress und dem Verlauf einer COVID-19-Erkrankung.
Von den 288 untersuchten Personen mit bestätigter SARS-CoV-2 Infektion und Covid-19-Symptomen berichteten rund 73 Prozent auch einen Monat nach Erkrankungsbeginn über weiterhin bestehende, neu aufgetretene Beschwerden, die den Alltag einschränkten. Ab diesem Zeitpunkt spricht man von „anhaltend symptomatischem COVID-19“ (Ongoing Symptomatic COVID-19), einer frühen Ausprägung von Long Covid. Die statistische Analyse verdeutlichte einen deutlichen Zusammenhang zwischen wahrgenommenem chronischem Stress vor der Infektion und dem Fortbestehen von Long-Covid-Symptomen. Dagegen hatten weder die Zahl belastender Lebensereignisse noch der im Haar gemessene Cortisolspiegel einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf.
„Wir sind dieser Frage nachgegangen, weil chronischer Stress zu einem längeren und ungünstigeren Krankheitsverlauf bei infektiösen Atemwegserkrankungen beitragen kann. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass chronisch empfundener Stress vor einer SARS-CoV-2 Infektion auch ein Risikofaktor für langanhaltende Symptome nach COVID-19 ist“, erklärt Christian Fazekas von der Med Uni Graz, Studienleiter und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin (ÖGPPM). „Das Immunsystem ist quasi schon vorbelastet. Diese Erkenntnis eröffnet vorerst einmal die Möglichkeit, körperliches, psychisches und soziales Befinden und Stressmanagement in das Thema COVID-19 und Long COVID begründet zu integrieren und weiter zu beforschen“.
Darüber hinaus wird derzeit eine Interventionsstudie vorbereitet, die auf Basis dieser Ergebnisse Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung von Long-COVID-Betroffenen bieten soll.
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