Dengue-Fieber: Warum sich das Virus rasant ausbreitet

Zusammenfassung
- Klimawandel begünstigt die Ausbreitung des Dengue-Virus durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster.
- Studien zeigen, dass wiederholte Dengue-Infektionen die T-Zell-Immunität stärken und den Krankheitsverlauf abschwächen können.
- In Österreich sind Dengue-Infektionen selten, aber die Tigermücke hat sich etabliert, und steigende Temperaturen könnten das Risiko erhöhen.
Während das Dengue-Fieber in Brasilien mit 124.000 bestätigten Infektionen durchmarschiert und auf den Philippinen Kopfgeld von einem Peso für fünf gefangene Mücken – tot oder lebendig - ausgesetzt ist, liefern Forscher in Kalifornien neue Erkenntnisse zur Bekämpfung des Virus. Eine aktuelle Studie aus Nicaragua zeigt nun: Mit jeder durchgemachten Dengue-Infektion bilden sich mehr T-Zellen, das sind weiße Blutzellen, die der Immunabwehr dienen, die das Virus bekämpfen. Kinder, die wiederholt mit dem Dengue-Virus infiziert wurden, entwickeln eine starke Abwehrreaktion durch spezialisierte T-Zellen. Das kalifornische Forschungsteam des La Jolla Institute for Immunology wollte herausfinden, welchen Einfluss T-Zellen auf den Verlauf einer Dengue-Infektion haben.
Dabei untersuchten die Wissenschafter 71 Kinder im Alter von 2 bis 17 Jahren in Managua, Nicaragua, einer Region mit hoher Dengue-Verbreitung. Die Kinder wurden regelmäßig auf Antikörper gegen das Virus getestet. Ein Anstieg der Antikörperwerte im Vergleich zum Vorjahr deutete auf eine überstandene Infektion hin – auch in Fällen ohne klinische Symptome.
Die Daten zeigen ebenfalls, dass die Zahl der Dengue-spezifischen T-Zellen mit jeder Infektion ansteigt und die Kinder offenbar besser gegen das Virus schützt. Somit kamen die Forscher zu dem Schluss, dass eine zunehmende Anzahl von Dengue-bekämpfenden T-Zellen offenbar dazu beiträgt, den Krankheitsverlauf abzuschwächen. Auf lange Sicht bedeutet dies, dass diese Erkenntnisse dazu beitragen könnten, neue Impfstrategien zu entwickeln, die auf die T-Zell-Immunität abzielen und diese stärken. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift JCI Insight veröffentlicht .
Warum aber ist Dengue-Fieber am Vormarsch und wie gefährdet ist man in Österreich? KURIER hat die wichtigsten Fragen dazu zusammen gefasst.
Warum ist Dengue Fieber am Vormarsch?
Dengue-Fieber ist eine klimasensible Krankheit. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster begünstigen die Ausbreitung der übertragenden Mücken. Längere Regenperioden schaffen ideale Brutstätten, während wärmere Temperaturen die Lebensdauer und Reproduktionsrate der Mücken erhöhen. Hinzu kommt, dass Aedes-Mücken tagaktiv sind und Menschen von morgens bis zur Abenddämmerung stechen.
Die Asiatische Tigermücke stammt ursprünglich aus Südostasien, ist aber mittlerweile auch in Europa heimisch. Ihre Verbreitung erfolgte unter anderem durch den internationalen Warenverkehr, etwa durch Altreifen, in denen ihre Eier transportiert wurden. Die kleine, schwarz-weiß gemusterte Mücke legt ihre Eier bevorzugt in kleine Wasserstellen wie Eimer oder Dachrinnen. Während die Männchen sich von Pflanzensäften ernähren, benötigen die Weibchen für die Eiablage Blut – auch von Menschen. Sie kann nicht nur Dengue-, sondern auch Zika- und Chikungunya-Viren übertragen. Noch besteht in Österreich kaum Infektionsgefahr, doch mit steigenden Temperaturen nimmt das Risiko zu. Zur Bekämpfung der Mücke sollten potenzielle Brutstätten regelmäßig entleert werden.
Wie wird Dengue-Fieber übertragen?
Die Krankheit wird durch den Stich infizierter Stechmücken der Gattung Aedes, hauptsächlich der Gelbfiebermücke aber auch der Tigermücke übertragen. Ist eine Mücke infiziert, bleibt sie für den Rest ihres Lebens, das sind zwei bis vier Wochen, übertragungsfähig. Infizierte Menschen dienen nicht-infizierten Mücken ebenfalls als Wirt, um das Virus weiterzutragen. Menschen können das Virus allerdings nicht direkt aufeinander übertragen.
Situation in Österreich
In Österreich werden pro Jahr 30 bis 120 Dengue-Virus-Infektionen diagnostiziert, bislang ausnahmslos bei Reise-Rückkehrern aus Endemie-Gebieten. Dennoch wurde die Tigermücke in Österreich erstmals 2012 nachgewiesen, seitdem hat sie sich insbesondere entlang von Autobahnen, auf alle neun Bundesländer ausgebreitet. In Wien und Graz gibt es etablierte Populationen, die den Winter überstehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jedoch eine infizierte Tigermücke in Österreich auftritt, ist äußerst gering. Dafür müsste sie erst wieder einen infizierten Menschen stechen. In Österreich ist Dengue-Fieber meldepflichtig.
Wie gefährlich ist Dengue-Fieber?
Eine Erstinfektion verläuft oft mild, kann jedoch bei einer erneuten Ansteckung mit einem anderen Serotyp des Virus schwerwiegende Komplikationen verursachen. Dazu gehört das Dengue-hämorrhagische Fieber, das in bis zu 5 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Symptome sind hohes Fieber, Hautausschlag sowie starke Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. In schweren Verläufen können innere Blutungen und Organversagen auftreten.
Gibt es eine Impfung?
Zwei Dengue-Impfstoffe sind in Europa zugelassen: "Qdenga", ein Lebendimpfstoff, der für Kinder ab vier Jahren sowie Erwachsene geeignet ist, und "Dengvaxia", das jedoch in Österreich nicht verfügbar ist. Eine Impfung wird derzeit nicht generell für Reisen in Endemiegebiete empfohlen, sondern nur für Personen mit nachweislich durchgemachter Erstinfektion.
Wo tritt Dengue-Fieber auf?
Die Krankheit ist vor allem in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet, darunter Südostasien, Lateinamerika, Afrika und Teile Australiens. Auch in Europa wurden bereits vereinzelt Fälle registriert, etwa in Frankreich, Kroatien und auf Madeira. Verursacht wird das Dengue-Fieber durch das Flavi-Virus, das in vier unterschiedlichen Serotypen vorkommt.
Wie kann man sich schützen?
Um Mückenstiche zu vermeiden, helfen lange Kleidung und Repellentien. Moskitonetze bieten Schutz während des Schlafs, und klimatisierte Räume können das Risiko weiter verringern. Zudem sollten stehende Wasseransammlungen, etwa in Blumentopfuntersetzern oder Regenrinnen, regelmäßig entfernt werden, da sie als Brutstätten für Mücken dienen.
Was ist Dengue-Fieber?
Dengue-Fieber ist eine grippeähnliche Viruserkrankung, die durch Mückenstiche übertragen wird. Mit bis zu 390 Millionen Infektionen jährlich gilt sie als die weltweit häufigste durch Insekten übertragene Virusinfektion. Neben dem Menschen können in bestimmten Regionen auch Affen als Virusträger fungieren. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sieben Tage. Die Diagnose erfolgt mittels serologischer Tests (Antikörpernachweis) oder durch direkte Virusnachweise wie die so genannte RT-PCR-Methode. Eine spezifische Therapie gibt es nicht; die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome wie Fiebersenkung. Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure sollten vermieden werden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen.
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