Covid-19: MedUni Innsbruck untersucht Einfluss von ACE-Hemmern

Covid-19: MedUni Innsbruck untersucht Einfluss von ACE-Hemmern
Die Forscher gehen jetzt der Frage nach, ob das Kreislaufmedikament das Coronavirus begünstigt.

Seit Mai rekrutieren 40 Zentren in Österreich und Deutschland Covid-19-Patienten, die ACE-Hemmer oder die verwandten AT1-Blocker einnehmen, um den Zusammenhang zwischen den Kreislaufmedikamenten, die das sogenannte RAAS-System blockieren, und Covid-19 zu erforschen.

Dass die blutdrucksenkenden Medikamente Covid-19 begünstigten, sei denkbar, meinte der Leiter der Kardiologie der Universitätsklinik Innsbruck und Architekt der Studie, Axel Bauer, im APA-Gespräch.

Krankheitsverlauf beeinflussen

208 Probanden sollen zunächst in die randomisierte Studie eingeschlossen werden, gegebenenfalls erfolgt eine Erweiterung. Erste Ergebnisse seien frühestens im ersten Quartal 2021 zu erwarten. Der in Kooperation mit der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) in München entworfenen Untersuchung liegt die Hypothese zugrunde, dass der Krankheitsverlauf durch ein Absetzen des Blutdrucksenkers abgemildert werden könnte.

Die Schwere der Krankheit werde am SOFA-Score gemessen, einem medizinischen Parameter, der zur Beurteilung von Patienten auf der Intensivstation herangezogen wird. Er korreliert mit der Sterblichkeit. "Je höher der Wert, desto schwerer die Erkrankung", erläuterte Bauer.

Besonders betroffen

Hintergrund der Studie seien laut Bauer zwei bereits bekannte Erkenntnisse aus der Forschung. Zum einen würden bisherige Daten zeigen, dass Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes oder Bluthochdruck häufiger von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen seien. Jene Patienten werden oft mit RAAS-Blockern behandelt. Kreislaufsenkende ACE-Hemmer, die hierzulande weit verbreitet sind und häufig verschrieben werden, gehören zu dieser Medikamentengruppe.

Zum anderen sei aus experimentellen Studien bekannt, dass durch die Einnahme von RAAS-Blockern das Eindringen des Coronavirus in die menschliche Zelle begünstigt werden könnte. "Es besteht also der Verdacht, dass diese Medikamentengruppe den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verschlechtert", fasste Bauer zusammen.

Viele Wissenschafter hätten die Bedeutung der Fragestellung erkannt, mittlerweile würden vier weitere Studien zum Thema durchgeführt, etwa in Frankreich, den USA, Kanada und Brasilien. "Es ist gut, dass sich viele Gruppen mit der Thematik beschäftigen, um dann Handlungsempfehlungen abzuleiten und auf breite Erkenntnisse aus der Forschung zu stützen", sagte Bauer dazu.

Dringliche Empfehlung

Patienten, die RAAS-Blocker einnehmen und an Covid-19 erkranken, rät Bauer dringend, den Empfehlungen der Fachgesellschaften zu folgen und die Medikamente außerhalb von klinischen Studien nicht selbstständig abzusetzen: "Die Frage des Einflusses einer RAAS-Blockade auf den Krankheitsverlauf ist noch nicht geklärt."

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