Kein Hoffnungsträger: Rheuma-Medikament hilft bei Covid-19 nicht
Eine neue Studie läutet das Ende eines weiteren Covid-19-Therapie-"Hypes" ein. Laut dem Schweizer Pharmakonzern Roche ist eine groß angelegte und Placebo-kontrollierte Studie mit dem Polyarthritis-Medikament Tocilizumab bei Personen mit schwerer Covid-19-Erkrankung fehlgeschlagen.
Weder bei der Mortalität noch beim Verlauf der Erkrankung ergaben sich statistisch signifikant positive Resultate.
Bereits vor wenigen Wochen wurde die Wirkungslosigkeit von Chloroquin, einem weiteren Hoffnungsträger im Kampf gegen Sars-CoV-2, bestätigt. Als vielversprechend gelten noch das Ebola-Medikament Remdesivir und Entzündungshemmer Dexamethason.
In einer Aussendung sprach der Konzern am Mittwoch von einem "Update" zu seiner Phase-III-Studie über die Wirksamkeit des monoklonalen Antikörpers Tocilizumab, welcher den Rezeptor für den Entzündungs-fördernden Immunbotenstoff Interleukin 6 (IL-6) hemmt.
Die Untersuchung hätte "ihren primären Endpunkt eines verbesserten klinischen Status von Patienten mit Covid-19-Pneumonie oder den sekundären Endpunkt bezüglich einer reduzierten Mortalität" nicht erreicht. Das ist im Klartext ein Fehlschlag.
Tocilizumab wird seit Jahren sehr erfolgreich bei chronischer Polyarthritis ("Gelenksrheuma") eingesetzt. Die Hemmung von IL-6 bremst wirkungsvoll die bei rheumatischen Erkrankungen bestehende Entzündungsreaktion.
Für Covid-19 bestand die Überlegung, dass man mit dem Biotech-Arzneimittel insbesondere bei Schwerstkranken die überschießende Immunreaktion ("Zytokinsturm") hemmen könnte, welche bei diesen Patienten zu einem Multiorganversagen führen kann.
Studie mit 450 schwerkranken Covid-19-Patienten
In der von Roche international organisierten Wirksamkeitsstudie hatten Covid-19-Patienten auf Intensivstationen mit künstlicher Beatmung entweder Tocilizumab oder ein Placebo erhalten.
Solche "Placebo-kontrollierten" doppelt blinden Untersuchungen (weder Ärzte noch Patienten wissen, ob das eigentliche Medikament oder das Scheinmedikament verabreicht werden) sind der "Goldstandard" zur Bestimmung, ob ein Medikament hilft oder nicht.
In die Studie wurden 450 schwerkranke Covid-19-Patienten aufgenommen. Nach vier Wochen wurden klinischer Zustand und Mortalität als Parameter analysiert. Dabei zeigte sich zunächst, dass die einmalige Gabe von Tocilizumab auf einer siebenteiligen Skala zum Zustand der Kranken keinen statistisch signifikanten Effekt brachte.
In der Placebo-Gruppe starben 19,4 Prozent der Behandelten. Von den Patienten, welche Tocilizumab bekommen hatten, erlagen 19,7 Prozent der Covid-19-Erkrankung.
Tocilizumab hatte zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie als einer der Hoffnungsträger für eine wirksame medikamentöse Therapie gegolten.
Nach dem Uralt-Malariamedikament (Hydroxy)Chloroquin, das auch von US-Präsident Donald Trump "gehypt" worden ist, bedeuten die neuen Studienergebnisse einen weiteren Fehlschlag bei der Suche nach wirksamen Covid-19-Medikamenten auf der Basis bereits vorhandener und zugelassener Wirkstoffe.
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