Genschalter "Ikaros" legt übereifrige Gesundheitspolizisten schlafen

Symbolbild
Bei Menschen bringen Ikaros-Mutationen ein Risiko für schwere Autoimmunerkrankung mit sich.

Manche B-Zellen des Immunsystems sind übermotiviert und greifen nicht nur Krankheitserreger, sondern auch Zellen des eigenen Körpers an. Ein Genschalter namens "Ikaros" stellt diese "Gesundheitspolizisten" aber ruhig und macht sie gegen Aufputschmittel immun, berichten Forscher des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien im Fachjournal Nature Immunology.

Lebenswichtige Zellen

"B-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die Antikörper gegen eine fast unbegrenzte Anzahl von Krankheitserregern bilden, was für jeden höheren Organismus lebenswichtig ist", so die Forscher um Meinrad Busslinger in einer Aussendung. Einige davon wären aber rabiat und wenden sich gegen das eigene, gesunde Gewebe. Solche autoreaktiven B-Zellen müssten ruhig gestellt werden, aber für Notfälle bereit stehen, wie etwa einer schweren Infektion, wo die anderen B-Zellen nicht weiterwissen.

Dafür sorgt ein Eiweißstoff namens "Ikaros", berichten sie. Er schaltet Gene ein, die rabiate Gesundheitspolizisten mithilfe eines Mechanismus, den Immunologen "Anergie" nennen, quasi schlafen legen. Manche dieser Gene unterdrücken auch aufputschende Signale des "Toll-ähnlichen Rezeptors" auf die Immunzellen. In Mäusen ohne Ikaros funktionierte dies nicht und die Wissenschafter beobachteten "hyperaktive B-Zellen und ein hohes Maß an Autoimmunität".

Krankheitsmechanismus entschlüsselt

Wahrscheinlich verhindert Ikaros auch in Menschen Autoimmunerkrankungen, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift. Ikaros-Mutationen wurden jedenfalls in früheren Studien als Risikofaktor identifiziert für systemischen Lupus erythematodes (SLE), einer Autoimmunerkrankung, die die Lebenserwartung der Betroffenen drastisch senkt. Mit der vorliegenden Studie wisse man nun etwas über den grundlegenden Krankheitsmechanismus.

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