Erkennen, wenn das Herz bricht

Ein rotes Herz mit einer EKG-Linie, die einen Herzschlag darstellt.
Herzinfarkt oder gebrochenes Herz? Neueste Forschung ermöglicht nun die korrekte Diagnose.

Diagnose „gebrochenes Herz“: Forscher haben eine neue Methode gefunden, mit der die Erkrankung künftig besser identifiziert werden kann. Wie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) heute mitteilte, leiden etwa 2,5 Prozent aller Patienten, die mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus kommen, am sogenannten Syndrom des gebrochenen Herzens. In beiden Fällen zeigen sich Symptome wie Brustschmerz und Luftnot, auch das EKG und bestimmte Biomarker sind gleich. Für die Notfallärzte ist es deshalb schwierig, den Unterschied zwischen den beiden lebensbedrohlichen Erkrankungen festzustellen.

Neue Diagnosemethode

Die korrekte Diagnose des „gebrochenen Herzens“ kann bisher nur mittels Herzkatheteruntersuchung gestellt werden. Dabei sind die Herzkranzgefäße - im Gegensatz zum Herzinfarkt - offen. Wissenschaftler der MHH und des Universitätsspitals Zürich in der Schweiz haben nun herausgefunden, dass „gebrochene Herzen“ anhand bestimmten kleiner RNA-Sequenzen, sogenannter mikroRNAs, im Blut der Patienten erkannt werden können. Die Ribonukleinsäure (RNA) erfüllen wesentliche Funktionen bei der Genregulation in Zellen. „Ein bestimmtes Muster aus vier mikroRNAs unterscheidet das Syndrom von einem Herzinfarkt“, erklärte der MHH-Experte Thomas Thum. Weitere Studien mit mehr Patienten sollen das Nachweisverfahren nun bestätigen und beschleunigen. Die Forscher erwarten, dass der Nachweis in ein paar Jahren in Kliniken verfügbar sein wird. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „European Heart Journal“ veröffentlicht.


Psychischer Stress als Auslöser

Beim Syndrom des gebrochenen Herzens handelt es sich um eine Funktionsstörung des Herzmuskels. Die Störung tritt plötzlich ein - meist nach einer außerordentlichen emotionalen Belastung wie zum Beispiel dem Tod eines nahestehenden Menschen, Mobbing am Arbeitsplatz oderplötzlichen finanziellen Sorgen.. „Aber auch Extremsituationen wie Verkehrs- oder Raubüberfall sowie chirurgische Eingriffe können mitverantwortlich sein“, betont Strametz-Juranek. Warum hauptsächlich Frauen so reagieren, ist noch unklar. „Wir wissen aber, dass es in Stresssituationen zu Regulationsstörungen in der Stressverarbeitung kommt.“ Sie tritt zu 90 Prozent bei älteren Frauen auf - wohingegen ein Herzinfarkt zu 70 Prozent ältere Männer betrifft. Aber auch mmer jüngere Frauen sind betroffen. Ihre Symptome hängen mit psychischem Stress zusammen und werden oft nicht ernst genommen. „Dieses Bild ist für uns Kardiologen relativ neu“, sagt Univ.-Prof. Jeanette Strametz-Juranek, MedUni Wien. Das Broken Heart Syndrom wurde 1989 erstmals in Japan als „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie“ beschrieben. Das heißt, die Betroffenen – hauptsächlich Frauen – klagen über akute Herzinfarkt-Symptome, die Herzkranzgefäße sind jedoch anders als bei echten Infarkten völlig in Ordnung.

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