Friedensnobelpreis an drei Frauenaktivistinnen

Liberias Präsidentin Johnson-Sirleaf, eine weitere Liberianerin und eine Journalistin aus dem Jemen erhalten die diesjährige Auszeichnung.

Kein mehrheitlich zustimmendes Nicken (abgesehen von Chinas Politikern) wie beim chinesischen Menschenrechtler Liu Xiaobo 2010 und schon gar keine wütende Ablehnung wie bei Barack Obama 2009 provozierte das Nobel-Komitee mit dem heurigen höchsten Preis für den Frieden. Die erste Reaktion nach der Verlesung der drei Frauennamen durch den Nobel-Vorsitzenden Thorbjørn Jagland war " Ellen Wer?"

Dabei ist Ellen Johnson-Sirleaf (72) sowohl in politischen wie auch in Wirtschaftskreisen kein No-name. Seit 2006 ist sie - als erste Frau auf dem afrikanischen Kontinent - Präsidentin. In den Händen der Witwe, Mutter von vier Kindern und Großmutter von sechs Enkeln, die in den USA Wirtschaftswissenschaften studierte, liegen die Geschicke des Post-Bürgerkriegslandes Liberia. Davor war Sirleaf äußerst erfolgreich im Bankenwesen, zuletzt in der Weltbank tätig.

Frauen als Lösung

Weit weniger bekannt ist die zweite Liberianerin, die den Nobelpreis zugesprochen bekam: Leymah Roberta Gbowee (39). Die Bürger- und Frauenrechtlerin half mit gewaltlosen Mitteln mit, den früheren Präsidenten und mutmaßlichen Kriegsverbrecher Charles Taylor von der Macht zu verdrängen. Taylor muss sich seit 2007 in Den Haag vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten.

Gbowee, die die Bewegung "Women of Liberia Mass Action for Peace" gegründet hat und seit 2004 in der Wahrheits- und Versöhnungskommission von Liberia sitzt, hat bereits als junge Frau erkannt, welch wichtige Rolle Frauen bei der Lösung von Konflikten spielen. Als Streetworkerin versuchte sie, den vielen Kindersoldaten und gezeichneten Jugendlichen in der liberianischen Hauptstadt Monrovia beizustehen.
Sirleaf und Gbowee sind die afrikanischen Nobelpreisträgerinnen Nummer 2 und 3. Die erste, die unglaublich beeindruckende Kenianerin Wangari Maathai, hatte die hohe Ehrung 2004 erhalten. Vor wenigen Tagen starb sie. (Die erste Frau überhaupt, die einen Friedensnobelpreis erhalten hatte, war 1905 die Österreicherin Bertha von Suttner).

Erste Araberin

Die dritte im Bunde der heuer Geehrten - und erste Araberin - ist die jemenitische Journalistin Tawakkul Karman. Die 32-Jährige ist Mutter dreier Kinder und Vorsitzende der jemenitischen "Journalisten ohne Ketten". Sie trägt nicht, wie die große Mehrheit der Jemenitinnen, schwarzen Stoff, der den gesamten Körper verhüllt und nur einen Schlitz für die Augen freilässt. Sie will nicht, dass der Jemen das ärmste Land auf der arabischen Halbinsel bleibt, mit dem höchsten Prozentsatz an Analphabeten in der Region. Und sie will nicht, dass das landschaftlich und architektonisch so einzigartige Land vom Langzeitpräsidenten Saleh, gegen den seit Monaten heftig demonstriert wird, zu einer "Monarchie" verkommt. Karman will, dass der Arabische Frühling auch Saleh hinwegfegt, der den Jemen seit 32 Jahren regiert. Gegen die Tyrannei gewehrt hat sich Kerman schon lange, bevor der arabische Frühling die Massen auf die Straßen brachte.

Der Nobel-Vorsitzende Jagland begründete die Entscheidung des fünfköpfigen Komitees für die drei Kämpferinnen so: "Wir haben ein wichtiges Signal gesendet, dass es ohne Einbeziehung der Frauen keine Demokratie und keine friedliche Entwicklung geben kann."

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