Fit und gesund durch die Wintermonate

Virologen sind nüchterne Menschen: "Epidemiologische Trends: Respiratorische (die Atemwege betreffende) Infekte, vor allem hervorgerufen durch Rhinoviren (Schnupfenviren, Anm.)", heißt es schlicht in der jüngsten Virusepidemiologischen Information des Departments für Virologie der MedUni Wien. Der KURIER zeigt auf, wie man sich effektiv schützen kann.
Ausreichend schlafen "Zumindest acht Stunden Schlaf sind optimal", sagt Infektionsspezialist Univ.-Doz.
Christoph Wenisch vom Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Den Teilnehmern an einer Studie der Carnegie Mellon Uni, Pittsburgh, wurden Erkältungsviren in die Nase gespritzt. Wer weniger als sieben Stunden schlief, hatte ein drei Mal höheres Risiko, eine Erkältung zu bekommen als jemand, der acht oder mehr Stunden schlief. Auch die Schlafqualität spielte eine Rolle: Wer weniger als 92 Prozent der Zeit im Bett schlafend verbrachte, hatte ein fünfeinhalbfach erhöhtes Erkältungsrisiko als jemand, der 98 % der Zeit schlief.

Ausreichend Bewegung "Übergewichtige Personen (Body-Mass-Index 30) wurden für eine Studie in zwei Gruppen geteilt: Die eine trainierte fünf Mal in der Woche jeweils eine Stunde, die andere nur ein Mal pro Woche", berichtet Wenisch. Fazit: Unter den Vieltrainierern gab es um zwei Drittel weniger Verkühlungen als unter den Wenigtrainierern.
Weniger Stress "Es ist immer noch nicht klar, wie psychischer Stress das Immunsystem beeinflusst", heißt es beim Common Cold Centre (Zentrum für Erkältungserkrankungen, Anm.)" der Uni Cardiff, UK: "Aber der zunehmende Stress eines modernen Stadtlebens kann einer der Faktoren für die hohe Zahl von Erkältungen sein."
Kalte Füße vermeiden Für eine Studie des "Common Cold Centre tauchten 90 Studenten ihre Füße für 20 Minuten in kaltes Wasser. Daraufhin gab es in dieser Gruppe doppelt so viele Verkühlungen wie in einer Vergleichsgruppe, die ihre Füße nicht im kalten Wasser hatte. Die Autoren vermuten, dass etliche Studenten den Virus schon in sich trugen - ohne Verkühlungssymptome zu zeigen. Durch das Abkühlen der Füße verengten sich auch die Blutgefäße in der Nase - das aber behindere die Immunabwehr und ermögliche den Viren, sich zu vermehren. Generell dürften kalte Nasen die Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen reduzieren: "Das Bedecken mit einem Schal könnte helfen, Infektionen zu vermeiden."
Hände waschen Kontaminierte Hände sind ein Hauptübertragungsweg für Schnupfenviren. Gründliches Händewaschen mit Seife kann die Zahl der Fremdkeime auf der Haut um das Hundertfache reduzieren und damit die Verbreitung von Erkältungen innerhalb der Familie reduzieren. "Händewaschen ist möglicherweise die effektivste Schutzmaßnahme gegen alle Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen", sagt der britische Epidemiologe Tom Jefferson. Eine US-Studie mit Rekruten der Kriegsmarine in Illinois zeigte, dass fünfmaliges Händewaschen pro Tag die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen um bis zu 45 Prozent vermindern kann. Desinfektionsmittel sind zu Hause nicht notwendig. Die Nasenschleimhaut sowie die Augenbindehaut sind die Haupt-Eintrittspforten der
Erkältungsviren. Deshalb sollte man sich mit den Händen so wenig wie möglich in das Gesicht fahren - und in Erkältungszeiten auch das Händeschütteln stark beschränken.
Gurgeln "Wer zwei Mal täglich gurgelt - etwa in der Früh und am Abend nach dem Zähneputzen -, kann damit sein Risiko für
Verkühlungen um 36 Prozent senken", sagt Wenisch: "Reines Wasser wirkt genauso gut wie Wasser mit Desinfektionsmittel."
Zink Bei Kindern, die über fünf Monate hindurch Zink-Lutschtabletten einnahmen, traten Verkühlungen seltener auf, berichtet Wenisch. Krankenstandstage und Antibiotika-Verschreibung gingen zurück. Finnische Forscher kamen in einer Meta-Analyse zum Schluss, das solche Lutschtabletten die Erkältungsdauer um bis zu 40 Prozent reduzieren können. Werden sie innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn gegeben, kann auch die Schwere der Symptome verringert werden, ergab ein Bericht der Cochrane Collaboration.
Vitamine Vorbeugende Einnahme von Vitamin C bietet für die meisten Menschen keinen Schutz vor Erkältungen, sondern verkürzt lediglich die Dauer der Beschwerden geringfügig. Allerdings: "Bei starker körperlicher Belastung in extremer Kälte kann hoch dosiertes Vitamin C - 200 bis 500 mg pro Tag - Erkältungen vorbeugen", sagt Wenisch. Vor und während Ski- oder Langlauftouren etwa könne deshalb die Einnahme sinnvoll sein. In Pflegeheimen wiederum habe zusätzliches Vitamin E das Erkältungsrisiko reduziert.
Sonnenhut Ob Echinacea-Extrakte Erkältungen verhindern können, sei unklar, heißt es beim deutschen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Möglicherweise könne die Einnahme bestimmter Echinacea-Produkte zu Beginn einer Erkältung aber ihre Dauer und Schwere begrenzen - weitere Forschung sei notwendig. Wenisch ist skeptisch: "Echinacea ist in der Vorbeugung und in der Therapie wirkungslos."
Probiotika Eine Cochrane-Analyse bisher vorliegender Studiendaten ergab: Die Datenlage sei zwar schwach, aber Probiotika (Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel) konnten in mehreren Studien besser als Placebo die Zahl von Studienteilnehmern mit Infekten der Oberen Atemwege reduzieren. Wenisch: "Es gibt Hinweise auf eine gewisse Wirksamkeit, aber es gibt generell sehr viele Faktoren, die auf die Darmflora einwirken. Von einer Freudenfanfare sind wir weit entfernt."
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