Fehlen gute Darmbakterien, steigt bei Kindern das Asthmarisiko

Ein Mädchen pustet die Samen einer Pusteblume in die Luft.
Die Darmflora in den ersten Monaten nach der Geburt hat Einfluss auf die spätere Gesundheit.

Fehlen Kindern in den ersten Lebensmonaten vier "gute" Bakterienstämme im Darm, haben sie ein höheres Risiko, als Dreijährige an Asthma zu erkranken, ergab eine kanadische Studie (University of British Columbia). Die Forscher analysierten Stuhlproben der Kinder im Alter von drei Monaten und einem Jahr. Bei den Dreijährigen mit Asthma zeigte sich in ihrem Stuhl aus dem dritten Monat, dass diese vier Bakterienstämme damals deutlich seltener waren als bei den gesunden Dreijährigen.

Erste Monate entscheidend

Im Stuhl, der vom Ende des ersten Lebensjahres stammte, gab es hingegen kaum Unterschiede in der Bakterienzusammensetzung. Entscheidend ist also laut den Studienautoren die Bakterienvielfalt in den ersten Lebensmonaten – das deckt sich mit der Erkenntnis, dass Kinder auf Bauernhöfen seltener Asthma und Allergien bekommen. Die Forscher überprüften ihre Ergebnisse an kleinen Mäusen mit entzündeten Atemwegen. Wurde ihnen ein Cocktail mit den vier Bakteriengattungen verabreicht, gingen die Entzündungssymptome deutlich stärker zurück als bei einer Darmflora ohne diese Stämme.

Ein Kaiserschnitt, Probleme beim Stillen, aber auch eine sehr frühe Gabe von Antibiotika reduzieren zumindest vorübergehend die Vielfalt der Darmflora. Jetzt wird untersucht, ob die Gabe von Probiotika mit diesen Keimen einen vorbeugenden Schutzeffekt hat.

Anstieg

Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Während "nur" rund fünf Prozent der Erwachsenen in Österreich daran leiden, sind es bei den Volksschulkindern rund zehn Prozent, Tendenz steigend: In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl asthmatischer Volksschulkinder um rund 16 Prozent, jene der 12- bis 14-Jährigen sogar um 32 Prozent erhöht.

"Forschungsergebnisse zeigen ganz klar, dass ein Zusammenhang zwischen Allergien und Asthma besteht, und gerade Kleinkinder, die eine Sensibilisierung aufweisen oder bereits an einer Allergie leiden, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an Asthma erkranken werden", sagt der Allergiespezialist Prim. Priv.-Doz. Fritz Horak, Leiter des Arbeitskreises "Asthma und Allergie" der Österr. Gesellschaft für Pneumologie. 70 Prozent der Asthmakranken leiden auch an einer Allergie. "Sind beide Elternteile Allergiker, haben ihre Kinder ein 60- bis 80-prozentiges Risiko, ebenfalls Allergien zu bekommen."

Zu den bekannten schützenden Faktoren zählen u. a. ein früher Kontakt zu möglichst vielen Bakterienstämmen, u. a. durch eine natürliche Geburt, das Durchmachen bestimmter Infekte und das Vermeiden von übertriebener Hygiene. Beikost sollte bereits eher früh gegeben werden (ab dem 4. bis 6. Lebensmonat), Passivrauchbelastung hingegen strikt vermieden werden.

Darmflora und Abnehmen

Zumindest für Amerikaner ist – bei gleicher Ernährungsweise und gleichem Bewegungsverhalten – Abnehmen heute schwieriger als in den 80er- oder 70er-Jahren. Darauf deutet zumindest eine andere Studie im Journal Obesity Research hin. Denn trotz annähernd gleicher Menge an aufgenommener Kalorien und vergleichbarem Bewegungsausmaß bei den jeweiligen US-Studienteilnehmern war das ermittelte Durchschnittsgewicht im Jahr 2006 um zehn Prozent höher als 1971.

Zwischen 1988 und 2006 betrug der Unterschied fünf Prozent. Die Autoren haben dafür drei Theorien: Bestimmte Umweltchemikalien könnten zu mehr Gewichtszunahme führen; mehr Medikamente werden verschrieben, die einen solchen Effekt haben; oder die Darmflora hat sich derart verändert, dass man trotz gleicher Kalorienzahl heute mehr zunimmt.

Eine andere Freitag veröffentlichte Studie zeigte, dass auch regelmäßiges spätes Schlafengehen zu einer Gewichtszunahme führen kann.

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