ELGA: Mehr Qualität für die Patienten

Ein Arzt betrachtet Röntgenaufnahmen und Patientendaten an drei Monitoren.
Ärzte der NÖ Landeskliniken können auf alle Befunde der 27 Holding-Standorte zugreifen und so viel Zeit einsparen.

Es war ein ungeplanter Selbsttest: "Ich war 2011 nach einer Verletzung zur Erstbehandlung in Waidhofen an der Ybbs im Spital", erzählt Hubert Lindner, IT-Chef der NÖ Landeskliniken-Holding. Einige Zeit später fand eine Operation in St. Pölten statt: Laborbefund, Röntgenbilder und Arztbrief aus Waidhofen konnte der Arzt in St. Pölten sofort abrufen. "Ich musste mich nicht selbst darum kümmern, dass meine Daten von Waidhofen nach St. Pölten kommen."

27 Standorte, 19 Kliniken und 270 Abteilungen gehören zur NÖ Landeskliniken-Holding, die Vorreiter bei der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) ist: "Im Behandlungsfall kann jeder unserer rund 3400 Mediziner alle Arztbriefe, Radiologiebefunde und -bilder sowie Laborbefunde, die von einem Patienten an einem unserer Standorte gemacht wurden, abrufen." Jede Abfrage wird protokolliert.

Ein Mann im Anzug zeigt auf einen Bildschirm mit einem Arzt während einer Videokonferenz.

"Wir haben in den vergangenen Jahren die IT-Prozesse zwischen den Kliniken harmonisiert und standardisiert, um den Austausch medizinischer Leistungen und Befunde zu gewährleisten. Unsere ELGA-Infrastruktur entspricht internationalen Standards", so Lindner.

Noch bis Jahresende soll "NÖ ELGA" um Histologie- und Pathologiebefunde erweitert werden. Viele niedergelassene Ärzte außerhalb der Spitäler sind an einer Vernetzung interessiert – rechtlich ist das derzeit aber noch nicht möglich.

Sicherheit

Ein lächelnder Mann mit braunen Augen und dunklen Haaren blickt in die Kamera.

"Die Sicherheit bei der Therapieentscheidung nimmt zu, Entscheidungen können rascher getroffen werden", sagt Prim. Univ.-Doz. Christian Hajek, ärztlicher Direktor des Landesklinikums Wr. Neustadt: "Ein Beispiel: Ein Schlaganfallpatient kommt in eines unserer Häuser ohne Stroke Unit ( Spezialabt. für Schlaganfallpatienten, Anm.) . Die Ärzte können aber sofort Kollegen von einer solchen Stroke Unit in einem anderen Spital bitten, sich die Schädel-CT anzusehen. Wird der Patient dorthin verlegt, haben die Spezialisten bereits vor seinem Eintreffen alle Daten und können sich vorbereiten. So ist die Chance viel größer, dass kritische Zeitfenster für die Behandlung eingehalten werden können."

"Von den Ärzten wird das System mittlerweile sehr positiv aufgenommen", sagt Lindner. Im Frühjahr gab es monatlich rund 1500 Zugriffe, derzeit sind es bereits mehr als 3000 pro Monat.

Eine Zusammenarbeit strebt man in NÖ auch mit anderen Bundesländern an. "Mit dem oö. Spitalsträger GESPAG haben wir einen IT-Kooperationsvertrag unterzeichnet." Eines der nächsten Projekte: Ein einheitlicher Arztbrief für alle 37 Standorte der beiden Spitalsträger in Nieder- und Oberösterreich.

Ein lächelnder Mann mit Brille und grauem Haar in einem Anzug.

"Vorteile für Patienten und Ärzte"
Der Patient profitiert in erster Linie von einer rascheren Abwicklung der gesamten Behandlung, denn der Arzt hat alle wesentlichen Unterlagen zur Verfügung", sagt der kaufmännische Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding, Dipl. Krankenhaus-Betriebswirt Helmut Krenn. Er sieht "Vorteile für Patienten und Ärzte".

"Wir kennen das ja: Die Röntgenbilder von vor fünf Jahren sind vielleicht verloren gegangen oder man findet sie nicht. Und wer hat immer gleich seine Laborwerte der letzten Jahre zur Hand? Oder denken Sie an eine Mutter mit mehreren Kindern – alle notwendigen medizinischen Unterlagen auf Anhieb beisammen zu haben, ist eine Managementaufgabe", sagt Krenn: "Durch NÖ ELGA sind die Patientendaten unmittelbar und überall verfügbar – leider nicht für die niedergelassenen Ärzte. Und zudem liegen die Informationen auf Basis valider, gesicherter und geprüfter Daten vor. Ohne Zeitverzögerung arbeiten zu können – das ist natürlich ein entscheidender Vorteil für unsere Ärzte."

Laut internationalen Studien beträgt der wöchentliche Zeitgewinn pro Arzt durch den Entfall des administrativen Aufwandes für die Beschaffung und Erfassung der benötigten Dokumente rund zwei Stunden, die der Arzt zur zusätzlichen Patientenbetreuung nutzen kann.

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