Einmal-Pille könnte HIV-Therapie vereinfachen

Verschiedene Pillen und Kapseln liegen dicht aneinander.
Forscher sind beim Versuch, die Infektion einfacher unter Kontrolle zu halten, einen Schritt weiter. Ein großer Schritt, sagt HIV-Experte Vetter.

Eine HIV-Infektion ist nicht heilbar, aber mit einer Kombinationstherapie können Patienten das Infektionsrisiko minimieren und eine Aids-Erkrankung für Jahre hinauszögern. Allerdings ist die Therapie sehr aufwendig und belastet das Leben der Patienten zum Teil schwer. Verschiedene Medikamente müssen zu unterschiedlichen Tageszeiten eingenommen werden, Nebenwirkungen inklusive.

Die Vereinfachung der antiretroviralen Kombi-Therapie für HIV-Infizierte ist deshalb seit Jahren ein großes Anliegen in der Forschung. Für HIV-Infizierte könnte es jetzt tatsächlich bald eine Möglichkeit geben, die Infektion langfristig auf einfache Weise unter Kontrolle zu halten: Eine Vierfach-Kombinationstherapie inklusive eines Integrasehemmers ist bei einmal täglicher Einnahme zumindest gleich gut wie eine andere Kombi-Tablette. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in der neuesten Ausgabe des Lancet (30. Juni) herausgekommen ist.

Die in den USA geltenden Leitlinien für die Erstbehandlung verlangen die Einnahme von mindestens drei Wirksubstanzen aus zwei oder mehr Substanzklassen (Stoffe zur Hemmung der HIV-Polymerase aus zwei Gruppen, Protease-Hemmer, Fusionshemmer etc.). Das bedeutet am Beginn die Einnahme von vielen Tabletten zu unterschiedlichen Tageszeiten. Für die einmal tägliche Einnahme standen bisher nur zwei Kombi-Tabletten zur Verfügung, die aber nicht bei allen Patienten verwendet werden konnten.

Studie

Jetzt wurde in eine solche Applikation erstmals ein Integrase-Hemmer (Elitegravir) eingeschlossen. Integrase-Hemmer sind in der HIV-Therapie eine relativ neue Wirkstoffklasse. Sie verhindern den Einbau der Erbsubstanz der Aids-Erreger in das Erbgut der infizierten Zellen durch Blockade des Integrase-Enzyms.

Paul E. Sax (Brigham and Women`s Hospital in Boston/US) und die Co-Autoren der Studie verwendeten ein Jahr lang eine täglich nur einmal zu schluckende Kombination aus dem Integrasehemmer, sowie den bereits bekannten Anti-HIV-Wirkstoffen Emcitrabine und Tenofovir sowie eine Substanz zur Hemmung des Wirkstoffabbaus (Cobicistat) zum Vergleich mit einer Kombination von Efavirenz, Emtricitabine und Tenofovir. 348 Patienten bekamen die Vierer-Kombination, 352 die Dreier-Kombination - jeweils einmal täglich.

Die beiden Behandlungsstrategien erwiesen sich beim Unterdrücken der Virus-Last im Blut als gleich wirksam: Mit dem neuen Mittel gelang die Suppression der HI-Viren auf einen Pegel unter 50 Viruskopien pro Kubikmillimeter Blut bei 87,6 Prozent, in der Vergleichsgruppe waren es 84,1 Prozent. Die Nebenwirkungsmeldungen waren je nach Gruppe unterschiedlich, aber die Abbruchraten wieder fast gleich.

Bei Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörden könnte damit in Zukunft ein weiteres Medikament zur einmal täglichen Einnahme in der Erstbehandlung einer HIV-Infektion zur Verfügung stehen. Das dürfte die Therapie erleichtern.

HIV-Status checken

Für den österreichischen HIV-Experten Dr. Norbert Vetter, Facharzt für Lungenkrankheiten, stellt die neue Einmal-Pille einen weiteren Fortschritt in der HIV-Therapie dar. Die beschriebene Pille, die mit vier Substanzen arbeitet, könnte sich gut für Patienten eignen, die keine Resistenzen gegen die verwendeten Wirkstoffe entwickeln wollen.

Damit jegliche Therapie hilft bzw. schnell wirken kann, appelliert Vetter aber vor allem darauf, sich regelmäßig testen zu lassen, um seinen HIV-Status zu kennen und sich im Fall der Fälle schnell helfen zu lassen.

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