Wenn Eifersucht auf jüngere Geschwister aufkommt

We are cute family
Hollywoodstar Keira Knightley hat ein Kinderbuch über Eifersucht auf jüngere Geschwister geschrieben. Eine Expertin über das Problem und mögliche Lösungen.

„Ich hab dich ganz genauso lieb.“ Mit diesem Satz endet Keira Knightleys neues Kinderbuch I Love You Just the Same – und er trifft mitten ins Herz jedes Elternteils, das gerade vom Einzel- zum Zweifachelternteil geworden ist.

Denn so zart, wie die britische Schauspielerin in ihrem Buch über Mutterliebe und Veränderung schreibt, so real ist auch das Thema dahinter: Wenn das zweite Kind kommt, mischt es das Gefüge in der Familie ordentlich auf. Und das ältere Geschwisterkind muss plötzlich teilen – Zeit, Nähe, Aufmerksamkeit. Und manchmal auch das Gefühl, die Nummer eins zu sein.

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Keira Knightley: „Ich hab dich ganz genauso lieb“. Ab 4, Schneiderbuch Verlag,
20 Euro.

Verständnis überschätzt

Dass Eifersucht auf ein neues Geschwisterchen fast unvermeidlich ist, belegen zahlreiche Studien. Eine chinesische Langzeituntersuchung mit 107 Familien aus dem Jahr 2021 konnte vier typische Verläufe beobachten – von stabil niedrig bis stark steigend. Entscheidend war nicht das Kind selbst, sondern wie Eltern mit der Situation umgingen: Stress, Überforderung oder zu viel Kontrolle verstärkten die Rivalität.

Auch eine Studie mit 190 Familien kam 2023 zu einem spannenden Ergebnis: Eltern, die vom älteren Kind besonders viel Reife und Rücksicht erwarteten, förderten unbeabsichtigt genau das Gegenteil – Eifersucht.

Oft wird das Verständnis der Erstgeborenen einfach sehr überschätzt, sagt auch Psychologin Viktoria Kindermann im KURIER Gespräch: „Der Perspektivenwechsel, also sich in eine andere Person hineinzuversetzen, ist erst etwa ab dem Vorschulalter möglich. Das Verständnis ist einfach oft noch nicht da.“

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Knightley verarbeitet ein persönliches Thema mit ihren Töchtern Edie  (10) und Delilah (6).

Entthronung des ersten Kindes

Dabei muss sich das Problem mit dem neuen Familienmitglied auch gar nicht unbedingt auf den Bruder oder die Schwester beziehen. „Oft wird Baby umschmeichelt, aber das Gefühl der Entthronung äußerst sich in einer Aggression gegenüber den Eltern. Regeln werden nicht mehr beachtet, es gibt mehr Oppositionsdiskussionen.“

Exklusivzeit, Mitbestimmung

Die Lösung des Problems ist je nach Familiensituation sehr individuell, so Kindermann, die ungern allgemeine Ratschläge gibt. Exklusivzeiten für die Erstgeborenen einzuräumen, sofern es möglich ist, gibt den Großen aber auf jeden Fall mehr Nähe. „Das können auch kleine Rituale sein. Etwa, wenn Mama jeden Tag am Abend eine Geschichte vorliest. Aber niemand sollte ein schlechtes Gewissen haben, wenn das nicht möglich ist. Man tut, was man kann.“ 

Die Älteren in Familiensituationen mitbestimmen zu lassen – ohne ihnen Verantwortung umzuhängen – sei auch ein guter Ansatz.

Liebe ist wie Licht

Und was sagt man seiner Tochter oder seinem Sohn, wenn es fragt, wen man lieber hat? „Man sollte gar nicht in eine Wertung gehen. Statt zu erklären, dass man beide gleich lieb hat, ist es besser, zu sagen, dass man genug Liebe für beide hat.“

Oder, wie Keira Knightley es ihrem Buch mit der bekannten Metapher mitgibt: „Die Liebe ist wie Licht – sie wird nicht weniger, wenn man sie teilt. Es wird einfach heller.“

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