Ehre für "zeitlosen, musikalischen" Lyriker

Der Literatur-Nobelpreis 2011 geht an Tomas Tranströmer und bleibt damit in Schweden. Das gab die Schwedische Akademie heute, Donnerstag, in Stockholm bekannt. Der 80-Jährige wurde laut Jurybegründung gewürdigt, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt."
Wissenschafter: "Zeitlos, musikalisch, populär"
"Unbedingt einer der größten skandinavischen Lyriker seit dem zweiten Weltkrieg" ist Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer für den Wiener Skandinavistikprofessor Sven Hakon Rossel. "Ich finde es war höchste Zeit, es ist wunderbar, dass es endlich passiert ist", so der Literaturwissenschafter gegenüber der APA. "Wir werden hier am Institut jetzt eine Flasche Sekt aufmachen und auf ihn anstoßen."
Tranströmer habe kein umfangreiches, aber ein zeitloses Werk geschaffen, dass sich in
Schweden auch großer Beliebtheit erfreue. "Er wird, im Gegensatz zu vielen anderen Lyrikern, wirklich gelesen", so Rossel. "Er gehört nicht zum typischen Modernismus - wenn man unter Modernismus versteht, dass er schwer zugänglich ist." Tranströmer habe nie für eine Elite geschrieben, seine Gedichte befassen sich mit existenziellen Themen wie Natur, Liebe und Tod. "Ein sehr musikalischer Stil ist typisch für ihn." Seine Metaphorik sei "gleichzeitig sehr raffiniert und sehr schlicht". Insofern seien Tranströmers Werke auch gut übersetzbar. "Das ist ein durchaus vollwertiges Leseerlebnis".
Bei Schweden zögert die Akademie
Gesellschaftspolitisch engagiert hat sich Tranströmer nicht, wofür er auch immer wieder kritisiert wurde. "Er wollte nie das Gewissen der Nation sein", bestätigte Rossel. "Bei all den weltpolitischen Themen hat er sich nicht direkt geäußert, aber gerade in der Zeitlosigkeit seines Oeuvres liegt doch auch ein Engagement." Der Lyrik als "edelste und exklusivste Gattung" habe der Nobelpreis längst wieder zugestanden. "Man zögert in der Akademie stets, einem Schweden den Nobelpreis zuzuerkennen - Tranströmer muss mindestens zehn Jahre ganz oben auf der Liste gewesen sein".
Tranströmers Gedichte sind auch auf Deutsch im Handel
Tomas Tranströmers Werk ist zu einem großen Teil auch bereits auf Deutsch erhältlich. Der
Hanser Verlag hat bei Bekanntgabe der Auszeichnung buchstäblich die Maschinen angeworfen. "Wir müssen sofort nachdrucken", so die Sprecherin von Hanser in München. Von der kommenden Woche an sollen Tranströmers "Sämtliche Gedichte", der Gedichtband "Das große Rätsel" und der Prosa-Band "Die Erinnerungen sehen mich" in großer Zahl im Handel erhältlich sein.
In Folge ein Überblick über die deutschsprachigen Veröffentlichungen des neuen Literaturnobelpreisträgers seit 1981 bei Heyne, Piper, Reclam und größtenteils Hanser:
"Gedichte", aus dem Schwedischen von
Hanns Grössel, München: Hanser, 1981
"Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Heyne, 1983
"Formeln der Reise", aus dem Schwedischen nachgedichtet von Friedrich Ege, Hanns Grössel, Richard Pietrass, Pierre Zekeli, Berlin: Verlag Volk und Welt, 1983
"Der wilde Marktplatz: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1985 (Originaltitel: "Det vilda torget")
"Der Mond und die Eiszeit: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Piper, 1992
"Schmetterlingsmuseum: fünf autobiographische Texte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, Leipzig: Reclam, 1992
"Für Lebende und Tote: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1993 (Originaltitel: "För levande och döda")
"Sämtliche Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1997
"Die Erinnerungen sehen mich", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1999 (Originaltitel: "Minnena ser mig")
"Gedichte, ausgewählt von Raoul Schrott", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1999
"Einunddreißig Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel; ausgewählt von Heiner Boehncke, Stade: Ed. Goldberg, 2002
"Das große Rätsel: Gedichte - Zweisprachige Ausgabe", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. München: Hanser, 2005 (Originaltitel: "Den stora gatan")
"Ungdomsdikter / Jugendgedichte", Münster: Kleinheinrich, 2011
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