Jeder Fehler kann tödlich sein

Wien verstärkt jetzt Schulungen in Krankenhäusern als Reaktion auf Infektionen von Spitalsmitarbeitern. Jeder Griff muss sitzen.

Nach wie vor wird gerätselt, wie sich die 26 Jahre alte Krankenschwester Nina Pham mit Ebola infiziert hat.

Zwar hoffen die Ärzte, dass sie wieder gesund wird, die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren. Zumal auch in den USA Ebola-Patienten im Rahmen strengster Sicherheitsvorkehrungen behandelt. werden. Laut CNN wird die Frau mit einer Bluttransfusion behandelt - vom Blut eines Ebola-Überlebenden. Die Frau hatte sich in Dallas im US-Staat Texas um einen Mann gekümmert, der die Krankheit aus Afrika mitgebracht hatte und daran gestorben ist.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) reagiert auf den Ebola-Fall in Texas, wo sich nach Spanien neuerlich eine Krankenschwester bei der Pflege infiziert hat: „Auf der Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital werden Betten gesperrt, damit mehr Personal frei ist, um Hygiene-Schulungen und Schulungen für das An- und Ausziehen der Schutzanzüge zu intensivieren“, so Abteilungsleiter Prim. Christoph Wenisch.

Das Gebäude von Texas Health Presbyterian mit dem Logo an der Fassade.

File photo of the Texas Health Presbyterian Hospit
Zwei Personen in Schutzanzügen stehen hinter einem Fenster.

A health worker wearing a protective suit stands a
Ein Wissenschaftler in Schutzkleidung untersucht Proben in einem Labor.

Ebola
Die Aufschrift „Intensivstation“ auf einer Glasscheibe.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital
Ein Arzt betrachtet ein Röntgenbild auf einem Monitor in einem Untersuchungsraum.

Kaiser-Franz-Josef-Spital, Infektionsabteilung
Eine Person in Schutzkleidung setzt eine Schutzbrille auf.

LIBERIA DISEASES EBOLA
Ein Schutzanzug mit Kapuze und Handschuhen hängt auf einem Rollwagen.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital
Ein Schrank gefüllt mit Klebeband, einer Atemschutzmaske und Desinfektionsmittel.

Ebola Vorbereitungen im Kaiser Franz Josef Spital

Rund 30 Mitarbeiter der Infektionsabteilung – Ärzte und Krankenpflegepersonal – haben schon bisher jährlich eine große „Ebola-Übung“ absolviert. „Ohne Schulungen nützt der Schutzanzug gar nichts. Das richtige Anziehen und Ausziehen muss geübt werden. Das Wichtigste ist, dass es ausreichend Personal gibt, man darf nicht hudeln.“ Seit 30 Jahren sammle man auf diesem Gebiet Erfahrungen.

Jeder Einsatz beim Patienten wird von einem Team durchgeführt: Eine Pflegeperson und ein Arzt sind im Krankenzimmer, eine Pflegeperson und ein Arzt außerhalb. Das Kommando haben die zwei im Behandlungszimmer, die zwei außerhalb überprüfen jeden Schritt.

Desinfektionsdusche

Nach dem maximal zweistündigen Einsatz stellen sich die Mitarbeiter noch im vollen Schutzanzug eine Minute lang unter eine Chemikaliendusche. Drei Minuten muss anschließend das Desinfektionsmittel einwirken. Der Anzug und die Handschuhe werden nachher als chemischer Müll fachgerecht entsorgt, nur die Stiefel , die Batterien und Ventilatoren für die Luftzufuhr werden aufgehoben. Beim Ausziehen muss man Ruhe haben und „darf nicht fummeln“, so Wenisch. „Und man darf sich nie alleine ausziehen.“ Es müsse Helfer geben, die darauf achten, dass genau nach einer im KJF entwickelten Checkliste – so wie in einem Flugzeug – vorgegangen wird.

Wichtig ist dabei, dass der Helfer davor warnt, sich nicht intuitiv beim Ausziehen in das Gesicht zu fahren, um etwa den Schweiß aus der Stirn zu wischen oder sich zu kratzen. Das dürfte auch die Ursache der Infektion der Pflegehelferin in Spanien gewesen sein. Weil man im Anzug extrem schwitzt, will ihn jeder rasch ausziehen – das erhöht das Fehlerrisiko.

Interessant: Die Infektion der US-Klinikmitarbeiterin gibt den Anbietern von Schutzbekleidung derzeit Auftrieb. Die Papiere des Schutzanzüge-Herstellers Lakeland stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um knapp 16 Prozent. Ähnlich stark legen die Titel von Alpha Pro, eines Produzenten von Schutzmasken, zu.

In den USA gibt es laut der Gesundheitsbehörde CDC erste Hinweise, dass im Texas Health Presbyterian Krankenhaus nicht alles nach Vorschrift ablief. Angesteckt hatte sich die Frau bei einem Liberianer, der Ende September in die USA geflogen war und nach vier Tagen Ebola-Symptome entwickelt hatte. Sie soll mit dem 42-Jährigen bei seinem zweiten Besuch in der Notaufnahme „intensiven Kontakt“ gehabt haben. Ein kritischer Punkt sei das Abnehmen des Gesichtsschutzes, hieß es von den US-Centers for Disease Control (CDC) zur möglichen Fehlerquelle.

Vom richtigem Umgang mit dem Schutzanzug

Spaniens Gesundheitsbehörden gehen bei der mit Ebola infizierten Pflegehelferin von einem Einzelfall aus. Es seien keine weiteren Infektionen aufgetreten, teilte der Mediziner Fernando Rodríguez am Montag im Anschluss an eine Sitzung der Ebola-Sonderkommission der Regierung mit. Die Klinik-Mitarbeiterin hatte sich in Madrid bei einem Geistlichen angesteckt, der aus Afrika ausgeflogen worden war. Er ist inzwischen gestorben.

Bei den 15 Patienten, die mit der Frau in Kontakt gekommen waren und in einer Isolierstation der Carlos-III-Klinik unter medizinischer Beobachtung stehen, seien bislang keine Symptome aufgetreten. „Neben der Ebola-Kranken gibt es derzeit in Spanien keine Person, die das Virus übertragen könnte“, sagte Rodríguez.

Der Zustand der Pflegehelferin sei weiterhin sehr ernst, aber stabil. Wenn 21 Tage nach der Einlieferung der Frau in das Krankenhaus keine weiteren Fälle auftreten, sei der Erreger in Spanien besiegt. Dies werde am 27. Oktober der Fall sein.

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