WHO

Ebola: Blut von genesenen Patienten als mögliche Therapie

Eine Frau mit erhobener, rot bemalter Hand steht vor einer Wand mit der Aufschrift „Stop Ebola“.
Die WHO hofft auf neuen Therapieansatz im Kampf gegen Ebola. Die Wirkung ist noch völlig unklar.

Die Behandlung von Ebola-Kranken mit Blutprodukten von genesenen Patienten könnte laut Weltgesundheitsorganisation eine vielversprechende Therapie sein. Man verzeichne derzeit ein wachsendes Interesse an solchen Methoden, teilte die WHO am Freitag mit. Eine Wirkung ist aber bisher nicht belegt, die Methode in den Armenhäusern Afrikas nicht praktikabel.

Die Therapie beruht darauf, dass sich im Blut von Überlebenden spezielle Antikörper befinden, die Erkrankten helfen könnten. Bisher sei die Zahl der Behandlungen aber zu gering, um fundierte Aussagen über die Wirksamkeit solcher Therapien zu treffen. Zwei amerikanische Ärzte, die sich in Liberia infiziert hatten, wurden mit dem Blut genesener Patienten behandelt. Beide sind inzwischen wieder gesund. Ob dies an der speziellen Behandlung, an Medikamenten oder an der guten medizinischen Versorgung in den USA lag, kann laut WHO aber nicht eindeutig bestimmt werden.

Drei Frauen in Schutzkleidung tragen Eimer auf einer Straße.
Health workers carry buckets of disinfectant at the newly-constructed Island Clinic and Ebola treatment center in Monrovia, Liberia, September 25, 2014. REUTERS/James Giahyue (LIBERIA - Tags: POLITICS HEALTH)
Angesichts des schlechten Zustands der Gesundheitssysteme in Guinea, Liberia und Sierra Leone könne die Strategie in diesen Ländern aber nicht breit umgesetzt werden. Dazu würde es nämlich eines etablierten, sicheren Systems für Blut- und Plasmaspenden bedürfen. Genau das existiert in diesen Staaten aber nicht. Deswegen stehe man in Gesprächen mit Gesundheitsbehörden, welche Personengruppen zunächst Zugang zu solchen Behandlungen erhalten sollten. Bisher sind bei der aktuellenEbola-Epidemienach Zahlen der WHO mehr als 2.900 Menschen gestorben. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen.

Experten aus 16 europäischen Ländern haben am Freitag dringend mehr Hilfe für die von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Staaten gefordert. Die europäischen Staaten müssten medizinisches Personal, mobile Labors, Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Geräte wie Stromgeneratoren schicken, schrieben die 44 Gesundheitsexperten in einem im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Brief. "Nach Monaten der Untätigkeit und der Vernachlässigung durch die internationale Gemeinschaft ist die Ebola-Epidemie in Westafrika vollkommen außer Kontrolle geraten." Das Virus bedrohe nicht mehr nur Westafrika, sondern "die ganze Welt".

Der Moment der Stille. Auf dem Friedhof am Stadtrand von Kailahun City, im östlichen Zipfel von Sierra Leone. Der Wiener Allgemeinmediziner hat bei seinen Einsätzen in Krisengebieten viel erlebt. Seit 15 Jahren arbeitet Michael Kühnel ehrenamtlich fürs Rote Kreuz, oft im Ausland. Er war auch dabei, als den Helfern nach dem Tsunami im Dezember 2004 in Indonesien nichts anderes übrig blieb, als tote Körper in Säcke zu packen und massenweise wegzutragen.

Ein Mann mit einer Kappe des Österreichischen Roten Kreuzes vor einem Ebola-Behandlungszentrum.
Juli 2014, Afrika, Sierra Leone: Dr. Michael Kühnel, Arzt und erfahrener Katastrophenhelfer des Österreichischen Roten Kreuzes, bei seinem Einsatz als Teil eines internationalen Teams in Kailahun, Sierra Leone. Die Bevölkerung soll vor einer Verbreitung des Ebola-Virus geschützt werden. Bisher wurden etwa 400 Ebola-Todesfälle in Westafrika gemeldet. Die Zahl ist steigend. Betroffen sind die Länder Guinea, Liberia, Sierra Leone, die Elfenbeinküste und Mali. Bild: Dead Body Management: Burial Teams, Freiwillige des Sierra Leone Roten Kreuzes (SLRC), holen die Verstorbenen aus dem Krankenhaus ab, desinfizieren die Leichen, begraben diese, desinfizieren die Häuser der Verstorbenen und verbrennen ggf. einige derer persönlichen Dinge. Das An- und Ausziehen sowie das Desinfizieren der Schutzkleidung wird immer wieder trainiert, damit sich die freiwilligen Helfer nicht selbst anstecken. Dr. Michael Kühnel im Vordergrund;
Doch in diesem Moment kämpft der Arzt mit den Tränen. Die Menschen rund um ihn verabschieden sich betend von einem achtjährigen und zwei elfjährigen Buben. Alle drei Kinder sind über Nacht dem Ebola-Virus erlegen. Die einen beten zum Gott der Christen, die anderen zu Allah. Friedlich nebeneinander. Religion spielt in diesem Moment keine Rolle mehr.

15 Säcke pro Tag

Michael Kühnel, der in Wien-Währing eine private Ordination leitet und in Hamburg eine Zusatz-Ausbildung zum Tropenmediziner absolviert hat, arbeitete von Mitte Juni bis Mitte Juli im Distrikt Kailahun, an der Grenze zu Guinea und Liberia. Zuvor wurden die Menschen dort von einem Bürgerkrieg bedroht. Jetzt von einem Virus. Der hat sich von hier rasant in der Region ausgebreitet.

Langsam erholt sich der Helfer von seinem Einsatz: "Der psychische Druck war enorm." Er musste mitansehen, wie täglich bis zu 15 weiße Säcke vom Krankenhaus zum nahe gelegenen Friedhof geschleppt wurden.

Zwei Männer graben mit Schaufeln Löcher in die Erde.
Juli 2014, Afrika, Sierra Leone: Dr. Michael Kühnel, Arzt und erfahrener Katastrophenhelfer des Österreichischen Roten Kreuzes, bei seinem Einsatz als Teil eines internationalen Teams in Kailahun, Sierra Leone. Die Bevölkerung soll vor einer Verbreitung des Ebola-Virus geschützt werden. Bisher wurden etwa 400 Ebola-Todesfälle in Westafrika gemeldet. Die Zahl ist steigend. Betroffen sind die Länder Guinea, Liberia, Sierra Leone, die Elfenbeinküste und Mali. Ausheben von Gräbern für die Verstorbenen.
"Meine Aufgabe war das Dead Body Management", erzählt Kühnel. Eine harmlose Umschreibung für das Werk der Totengräber vom lokalen Roten Kreuz. "Für mich sind das die wahren Helden. Sie arbeiten alle ehrenamtlich, für ihr Land und ihre Landsleute. Sie riskieren täglich, sich anzustecken, und werden von ihren Bekannten aus Angst vor einer Ansteckung zunehmend gemieden." Er selbst hat die Helden ausgebildet. Als Mitglied eines zehnköpfigen internationalen Teams, als erster Österreicher im Kampf gegen die gefährliche Seuche, die bisher schon 2300 Menschen in Westafrika getötet hat. Der Ausbildner erzählt: "Ich war in meinen Kursen sehr streng. Denn jeder Fehler kann bei dieser Tätigkeit tödlich sein."

Hatte er dabei selbst Angst? "Angst nicht, aber Respekt. Wenn man sich an die vorgegebenen Richtlinien hält, bleibt das Risiko einer Ansteckung im Promillebereich." Das Virus zwingt die Menschen auch dazu, auf gängige Höflichkeitsfloskeln zu verzichten: "Ich habe einen Monat lang keinem Menschen die Hand gegeben."

Und seine Familie? "Meinen Eltern habe ich nur gesagt, dass ich auf eine Schulung nach Afrika fahre." Was grundsätzlich nicht gelogen war. "Meine Frau war selbst schon öfter ehrenamtlich in Krisengebieten tätig, als Logistikerin. Wir kennen also beide Seiten von so einer Mission." Derzeit sammelt der Arzt neue Kraft. Wie es aussieht, könnte er in zwei Wochen schon wieder ins Krisengebiet berufen werden. Möglicherweise sogar gemeinsam mit seiner Frau.

Endlich Hilfe!

Eine Mutter hält ihr Kind in einem Dorf, während im Hintergrund eine Versammlung stattfindet.
Ebola
Es sind die Glücksmomente im Unglück, die Menschen wie Michael Kühnel weiter antreiben. Da waren zum einen die religiösen Führer von Christen und Moslems: "Die haben sich bei uns bedankt, dass wir ihnen geraten haben, ihre Toten ausnahmsweise nicht zu waschen und anzukleiden. Sie haben gemeint: Endlich kümmert sich wer um uns."

Und da war diese Morgenbesprechung im Krankenhaus: "Als wir erfahren haben, dass der erste Patient die Krankheit überstanden hat. Gut vierzig Leute waren bei dieser Besprechung. Helfer aus dem Ausland, Einheimische, Ärzte, der Bürgermeister. Und plötzlich haben wir alle zu tanzen begonnen."

Kommentare