Die Jugend trinkt weniger Alkohol

Mehrere Flaschen alkoholischer Getränke stehen vor dem verschwommenen Profil einer Person.
Nikotin und Alkohol sind unter Schülern weniger „in“ als vor ein paar Jahren. Dafür trinken sie zu viel Eistee und Limonaden.

Österreichs Schüler sind keine kettenrauchenden Komasäufer.“ Gesundheitsminister Alois Stöger will mit diesem Vorurteil aufräumen: „Die Jugendlichen trinken und rauchen heute weniger als früher.“

Glücklich ist der Minister dennoch nicht: „Beim Nikotinkonsum belegen wir im internationalen Vergleich den traurigen 3. Platz, beim Alkohol sind wir auf Rang 5.“ Das ist das Ergebnis der HBSC-Studie (Health-Behaviour in School-aged Children). Diese untersucht das Gesundheitsverhalten von Elf- bis 17-Jährigen in 43 Ländern. Stöger und Studienautor Univ.-Doz. Wolfgang Dür (Ludwig-Boltzmann-Institut für Health Promotion Research) präsentierten am Mittwoch die Ergebnisse.

Für Stöger ist es „ärgerlich, dass Schüler Zigaretten oder Wodka in die Hände bekommen. Alkohol ist erst ab 16 Jahren erlaubt. Für Jüngere ist das verboten. Supermärkte und Eltern handeln offensichtlich gesetzeswidrig.“

Fettleibige Kinder

Sorgen bereitet Wolfgang Dür auch, „dass junge Menschen immer dicker werden. Das hat zwei Gründe: Zum einen bewegen sie sich immer weniger. Zum anderen essen und trinken sie zu viel Zuckerhaltiges.“ Obst und Gemüse ist dafür bei vielen unbeliebt. Nur die Hälfte der Kinder nimmt so täglich Vitamine zu sich.

Noch einen Negativ-Trend nennt Dür: „Die Lebenszufriedenheit nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich ab. Da ist Österreich kein Einzelfall. In allen west- und nordeuropäischen Ländern werden Schüler immer unzufriedener mit ihre Leben.“

Stöger nennt die Gründe für einen ungesunden Lebensstil: „Wo Jugendliche sich aufgehoben fühlen, sind sie weniger abhängig von Alkohol und Nikotin. Und sie fühlen sich auch gesünder.“ Dabei spielen die zwei wichtigsten Lebensbereich der Schüler eine Rolle: „Wie sehr hat das Kind das Gefühl, dass die Eltern es unterstützen? Und wie erfolgreich ist ein Kind in der Schule? Wo beides passt, geht es dem Schüler sehr gut“, meint Stöger.

„Wir wissen, wo die Probleme liegen, also müssen wir sie jetzt angehen.“ Dazu gebe es bereits einige Strategien wie den Kindergesundheitsdialog, der 2010 ins Leben gerufen wurde, oder den Nationalen Aktionsplan Ernährung (NAP). „Leitlinien für ein gesundes Schulbuffet und Elternberatung gehören hier dazu.“

Die Studienergebnisse seien auch ein Auftrag an die Schulen. „Dort braucht es mehr Zeit und Raum für Bewegung und ein Angebot an gesunden Lebensmitteln. “

Lob und Tadel

Die österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit lobt das Ministerium für seine Bemühungen. Liga-Vorsitzender Kinderarzt Prim. Klaus Vavrik: „Einiges an Verbesserung im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit ist inzwischen geschehen, die Entwicklung geht in die richtige Richtung.“

Dennoch gebe es immer noch viele Defizite. Vavrik: „Die Gesundheitsförderung und Prävention machen zwei Prozent der Gesundheitsaufwendungen aus. Das ist zu wenig. Viele Therapien müssen immer noch von den Eltern selbst bezahlt werden. Angebote wie Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie und Psychologie gibt es nicht flächendeckend. Wir wünschen uns auch, das Sozial-, Familien-, Bildungs- und Gesundheitsministerin enger zusammenarbeiten. Zum Wohle der Kinder.“

Info: Wie Österreich im Länder-Vergleich abschneidet

Wo Österreich gut dasteht (hier gehören wir zu den Top Ten von 43 untersuchten Ländern):

– Verbundenheit zur Schule bei den 11-Jährigen

– wenig schulische Belastung in allen Altersgruppen

– niedrige Beschwerdelast (physische und psychische Beschwerden) in allen Altersgruppen

– täglicher Obstkonsum bei den 11- und den 13-Jährigen

– Zahngesundheit (mehrmals tägliches Zähneputzen) bei den 11- und 13-Jährigen

– tägliche körperliche Bewegung bei den 11- und 13-Jährigen

– wenig Fernsehkonsum bei 11- und 13-Jährigen

Wo Österreich schlecht dasteht (unter den zehn schlechtesten Ländern):

– subjektiv schlechte schulische Leistungen bei den 15-Jährigen

– Verletzungshäufigkeit bei den 13- und 15-Jährigen

– schlechtes Körperbewusstsein (sich zu dick fühlen)

– häufige Versuche, Gewicht abzunehmen, z. B. Diäten, bei den 13-Jährigen

– kein tägliches Frühstück bei den 13- und 15-Jährigen

– kein täglicher Gemüsekonsum (11- und 15-Jährige)

– Rauchen bei den 15-Jährigen

– wöchentlicher Alkoholkonsum bei den 15-Jährigen

– Bullying / Mobbing in allen Altersgruppen

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