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Diabetes: Alle Teststreifen werden künftig bezahlt
Diabetes-Gesellschaft und Kassen einigen sich auf einheitliche Regelung für ganz Österreich.
Experten sprechen von einem wichtigen Schritt für die Versorgung von Menschen mit Diabetes: Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und der Hauptverband der Sozialversicherungen haben eine österreichweit einheitliche Regelung vereinbart, die Diabetes-Patienten mit einer ökonomisch und medizinisch sinnvollen Anzahl von Blutzuckerteststreifen versorgt - die genaue Zahl ist dann abhängig von der individuellen Therapie. Damit konnte eine lang bestehende Ungleichheit beseitigt werden.
"Diese Einigung ist ein wesentlicher Fortschritt für alle Diabetiker in Österreich", sagt Peter P. Hopfinger von der Initiative Diabes-Austria zum KURIER. "Insulinpflichtige Diabetiker benötigen durchaus 600 und mehr Teststreifen pro Quartal. Uns sind Fälle bekannt, wo manche Krankenkassen aber nur 300 Stück pro Quartal bewilligten. Das bedeutete privat zu tragende Zusatzkosten von 200 bis 300 Euro pro Quartal. Für viele Pensionisten zum Beispiel ist das ein erheblicher Betrag, den nicht alle aufbringen konnten. Wer aber um zu sparen die Zahl der Messungen reduzierte, erhöhte damit das Risiko für Komplikationen."
Weniger Folgeschäden
„Die Blutzuckerselbstmessung ist ein unabdingbarer Bestandteil im Erkrankungsmanagement von Menschen, die an jedweder Form von Diabetes mellitus leiden.“ erläutert Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher, von der 1. Medizinischen Abteilung des Hanuschkrankenhauses und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. Das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputation und Erblindung sowie von anderen Diabetesfolgeschäden kann durch einen sich im Rahmen bewegenden Blutzuckerwert vermindert werden. Dieser Wert wird von den Betroffenen selbst mittels Blutzuckermessstreifen überwacht. Je regelmäßiger diese Kontrolle stattfindet, desto besser funktioniert das Management des Blutzuckerwerts.
Die Kostenübernahme für diese Teststreifen wurde bis dato von Bundesland zu Bundesland und von Versicherungsträger zu Versicherungsträger unterschiedlich gehandhabt. "Im Sinne der Versorgungsgerechtigkeit und Versorgungsgleichheit war das keine optimale Situation", so Mediziner.
Mit der neuen Vereinbarung statten Sozialversicherungsträger in Österreich, je nach Therapie, Patientinnen und Patienten mit der gleichen Menge aus. Auch DiabetikerInnen, die nicht mit Insulin behandelt werden, erhalten nun Teststreifen, wenn sie eine Diabetesschulung absolviert haben.
„Mit dieser Vereinbarung wurde ein wichtiger Schritt zu einer flächendeckend vergleichbaren, optimierten Versorgung von Menschen mit Diabetes in Österreich gesetzt. Damit wird in Zukunft sichergestellt, dass für Menschen, die in Österreich an Diabetes mellitus leiden, unabhängig von Wohnort und Versicherungsträger, dieser so wichtige Bestandteil ihrer Therapie in ausreichendem Ausmaß verfügbar ist.“ betont Wascher.
Fachgesellschaft
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) ist die ärztlich-wissenschaftliche Fachgesellschaft der österreichischen Diabetes-ExpertInnen. Ordentliche Mitglieder der Gesellschaft sind ÄrztInnen und wissenschaftlich einschlägig orientierte AkademikerInnen. Assoziierte Mitglieder sind DiabetesberaterInnen und DiaetologInnen. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft sieht es als ihre Aufgabe, die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes mellitus zu verbessern. Sie setzt sich daher für die Anliegen der Betroffenen ein. Sie fordert und fördert die stetige Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus. Sie unterstützt die Forschung und verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse aller den Diabetes berührenden Fachgebiete sowohl zur Verbesserung der medizinischen Betreuung als auch zur bestmöglichen Vorbeugung von Neuerkrankungen.
Mehr Informationen: www.oedg.org
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