Deutschland verbietet Diabetiker-Produkte

Eine Frau beißt in eine Tafel Milchschokolade.
Anfang Oktober tritt in Deutschland eine Verordnung in Kraft, die speziell ausgeschilderte Diabetiker-Produkte aus den Regalen verbannt.

Wer in einen deutschen Supermarkt oder ins Reformhaus geht, findet jetzt noch Artikel, die speziell für Zuckerkranke empfohlen werden: Marmelade, Schokolade, Kekse, Getränke und anderes. Bei diesen Produkten wird herkömmlicher Zucker durch andere Süßmittel ersetzt. Nun kommt aber das Aus: "Für Diabetiker geeignet" - diesen Hinweis wird es ab Oktober in Deutschland nicht mehr geben. Der Bundesrat stimmte bereits vor zwei Jahren dafür, spezielle Anforderungen an diätetische Lebensmittel in der Diätverordnung zu streichen; jetzt wird die Regelung umgesetzt. 

Überflüssige Produkte

Eine Person injiziert sich mit einer Spritze in den Bauch.

Mehr als sechs Millionen Menschen sind in Deutschland nach Angaben der Bundesregierung an Diabetes erkrankt. Pro Tag kommen etwa 1000 Menschen hinzu. Ihnen wurde lange Zeit eine besondere Kost empfohlen. In einem Lehrbuch von 1992, das in der Ausbildung von Diätassistenten eingesetzt wird, steht zum Thema Diabetikerkost: "Alle Lebensmittel, die Glucose, Saccharose oder Maltose in reiner Form enthalten, sind verboten, da hierdurch der Blutglucosespiegel zu stark erhöht würde." In Diabetiker-Lebensmitteln wurde deshalb zum Beispiel Fruktose statt Haushaltszucker verwendet. Und sie durften auch nicht mehr Fett haben als vergleichbare Nicht-Diabetiker-Produkte.

Experten halten dies für überflüssig. Sie glauben, dass für Diät-Angebote ohnehin die gleichen Empfehlungen zur gesunden Ernährung gelten sollten wie für Nicht-Diabetiker. "Eine Beibehaltung von bisher bestehenden Regelungen für Diabetiker-Lebensmittel ist auch unter Einbeziehung der neueren Literatur nicht gerechtfertigt", erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung 2009. Der Austausch von Zucker bringt für Diabetiker aus wissenschaftlicher Sicht also keine Vorteile. Wer zum Beispiel Alters-Diabetes hat, sollte sich ausgewogen ernähren und keine spezielle Diät einhalten.

In den Regalen von Supermärkten, Drogerien und Reformhäusern wird sich nun einiges ändern. Die Branche macht nach Schätzungen des Diätverbands bisher einen Umsatz von bis zu einer halben Milliarde Euro im Jahr mit speziellen zuckerarmen Produkten. Der Verband bezifferte im Jahr 2009 den Umsatz mit Diabetikerprodukten auf 138 Millionen Euro. Dazu kämen 380 Millionen für diätetische Erfrischungsgetränke.

Auswirkungen auf Österreich

Die Auswirkungen sind laut einem Ö1-Bericht auch in Österreich zu spüren: Egal, welche Supermarktkette man in Österreich aufsucht, die Regale mit den speziellen Diabetikerschokoladen und -keksen würden sich leeren - es gebe keinen Nachschub aus Deutschland, hieße es etwa aus der SPAR-Zentrale in Salzburg.

Zuckerfreie oder zuckerarme Produkte wird es allerdings weiter geben - darauf weist die Ernährungsbranche hin. Spezielle Lebensmittel für Diabetiker sind auch teurer als andere Lebensmittel. Die Verbraucher könnten mit der Umstellung also auch Geld sparen.

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