Chemsex: Was steckt dahinter?
Ein neuer Begriff geistert derzeit durch das Netz: „ Chemsex“, so heißt es, wäre in den USA und in Großbritannien zunehmend verbreitet. Anlassfall ist u.a. der gleichnamige neue Doku-Film (siehe Trailer unten), der im Oktober beim London Film Festival gezeigt wurde und im Dezember diesen Jahres dort in die Kinos kommen wird. Gefilmt wurde auf Sexpartys genauso wie in der Chemsex-Hilfsklinik Dean Street. Männer, die Chemsex praktizieren, kommen zu Wort. Sie sagen u.a. , dass ihnen die Drogen helfen würden, Selbstzweifel und Einsamkeit zu überwinden. Via „Dating-Apps“ sei es möglich, sich zu tagelangem Gruppensex zu verabreden. Das renommierte British Medical Journal (BMJ) hat dazu nun einen eigenen Artikel verfasst, der das Phänomen erklärt. Unter anderem wird dort berichtet, dass mehrere kleine Studien zeigen, wie "Chemsex-Praktizierende" ihre Erlebnisse empfinden. Diese berichten von "besserem Sex" unter Drogeneinfluss, Hemmungen verschwinden, die Lust werde größer. In dem Bericht wird vor allem vor den Folgen gewarnt, u. a. höheren HIV-Infektionsraten.
Was genau ist Chemsex?
Damit ist „Sex auf Chemie“ (also auf Drogen) gemeint, meist im Rahmen eigens arrangierter Parties und „Orgien“ (etwa via Social Media) – häufig in der Gay-Szene. Dabei werden Drogen wie Crystal Meth, Ecstasy oder Poppers konsumiert, um euphorische Zustände auszulösen. Die Folgen: exzessives Sexualverhalten ohne jegliches Sicherheitsbewusstsein. Die Angst vor HIV schwindet, Safer Sex ist kein Thema mehr. Die Lust auf Befriedigung wird größer als das Bewusstsein für geschützten Sex. Dazu kommen gesundheitliche Auswirkungen – etwa auf das Herz-Kreislaufsystem – manchmal mit Todesfolgen. Mittlerweile scheint auch die Hetero-Szene betroffen.
Diese Drogen werden konsumiert
GHB (Gammahydroxybuttersäure) ist in der Szene auch als Liquid Ecstasy bekannt. Laut Check-it, Informations- und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen, wirkt es angstlösend, euphorisierend und „sozial öffnend“. In höheren Dosierungen kommt eine sexuell stimulierende Wirkung dazu. Zudem kann es zu enormen Gefahren für die Gesundheit kommen, vor allem bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen – bis hin zum Koma. Bei Überdosierung kann es zu Atemstillstand und Tod kommen. Langzeitkonsum führt zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit.
„ Ecstasy“ (MDMA) führt ebenfalls zu starkem Wunsch nach Nähe, Hemmungen werden schwächer, Körperwahrnehmungen intensiviert. Zusätzlich werden wichtige Körpersignale unterdrückt – wie etwa Müdigkeit oder Durst. Die Droge belastet Körper und Psyche enorm.
Sexuell stimulierend wirken sogenannte Poppers, die auch als „Sexdroge“ bezeichnet werden. Sie werden geschnüffelt, die Wirkung setzt laut „check-it“ sofort ein und hält ca. drei bis fünf Minuten an. Es kommt zu Momenten der Zeitlosigkeit und Luststeigerung beim Sex. Nach Konsum folgt oft starke Blutdrucksenkung, der Sauerstoffmangel im Gehirn führt zu Kopfschmerzen. Hohe Dosen verursachen Bewusstseinsverlust – bis hin zu Schlaganfall-Symptomen mit dauerhafter Lähmung. Außerdem führen Poppers bei langfristigem Gebrauch zu psychischer Abhängigkeit sowie Impotenz.
Als Horrordroge unter den Sexdrogen gilt Methamphetamin, genannt Crystal Meth. Es wird geschnupft, geschluckt oder gespritzt bzw. geraucht. Das Zerstörungspotenzial dieser Droge ist enorm – mit dramatischen Folgen für Psyche und Körper und extrem hohem Abhängigkeitspotenzial.
Das ist der Trailer zum Film "Chemsex":
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