Charlie Sheen setzte auf dubiosen Arzt gegen HIV
Nur wenige Wochen ist es her, dass der US-Schauspieler Charlie Sheen öffentlich bekannte: „Ich bin HIV-positiv“. Jetzt sorgt er mit seiner Behandlung für Schlagzeilen. Der 50-Jährige sagte in der Fernsehshow „The Dr. Oz Show“, dass er nach drei Jahren HIV-Therapie aufgehört hat, seine Medikamente zu nehmen. Stattdessen suchte er einen umstrittenen "Arzt" in Mexiko auf.
Die „Behandlung“ des Alternativmediziners griff allerdings nicht – im Gegenteil: Nachdem sich Charlie Sheens Werte verschlechterten, begann er noch im Flugzeug zurück in die USA wieder mit der Einnahme seiner Medikamente. Die Virusmenge in seinem Blut war ohne die konventionelle Behandlung angestiegen.
"Arzt" injizierte sich Blut
Im Gespräch mit dem Fernsehmoderator Dr. Oz wollte der australischstämmige Wunderheiler Sam Chachoua die Behandlung von Charlie Sheen nicht näher beschreiben. Auch Sheen wollte nicht über Details sprechen. Chachoua war allerdings so sehr von seiner Therapie überzeugt, dass er sich sogar Blut von Sheen in sein eigenes injizierte, um ihn von der Effektivität seiner Behandlung zu überzeugen. Er erzählte weiter, dass Charlie Sheen der erste Mensch in der Geschichte sei, der ohne antiretrovirale Therapie von HIV geheilt werde. Allerdings schlug die dubiose Wunderbehandlung - wenig überraschend - nicht an.
Nachdem die Virusmenge in Charlie Sheens Blut über Monate nicht nachweisbar war, kam sie nach der vermeintlichen Behandlung wieder zum Vorschein. Der Schauspieler selbst sagte, dass er sein Vorgehen keinem empfehle. „Ich habe es nicht als russisches Roulette gesehen. Ich habe es auch nicht als komplettes Aufgeben meines konventionellen Behandlungswegs gesehen. Ich empfehle das niemandem – ich präsentiere mich eher als eine Art Versuchskaninchen“, sagte er in der Dr. Oz Show.
Keine Übertragung
Sein behandelnder Arzt in den USA, Robert Huizenga, kam ebenfalls zu Wort, und äußerte sich besorgt darüber, dass Sheen die Medikamente absetzte. Er sprach von einem Rückschritt, da heutige Therapien ein Leben mit HIV möglich machen. Unter optimaler Therapie sinkt die Viruslast bei HIV-Infizierten so weit, dass kaum Viren nachgewiesen werden können – die Betroffenen gelten dann nicht mehr als infektiös.
Laut Aids Hilfe Wien gibt es bisher keinen belegten Fall einer Übertragung durch jemanden, dessen Virenlast unter der Nachweisgrenze war. Voraussetzung dafür ist allerdings die vorschriftsmäßige Einnahme der Medikamente.
Sam Chachoua
Der umstrittene Wunderheiler Sam Chachoua ist in den USA übrigens kein Unbekannter. Immer wieder sorgte er für Schlagzeilen und Rechtstreitigkeiten, da er laut eigenen Angaben etwa an einem Impfstoff gegen HIV arbeitet sowie immer wieder Therapien gegen Krebs bewirbt. So verspricht er etwa Tumore innerhalb von wenigen Tagen zum Schrumpfen bringen zu können. Er setzt sich dafür ein, tierisches Serum zu verwenden, um das Immunsystem von Menschen gegen Krankheiten wie Tollwut und Polio zu schützen.
Auf Basis dieses Ansatzes entwickelt er Impfstoffe, deren Wirksamkeit allerdings nicht wissenschaftlich belegt sind. Auf seiner Website wird damit geworben, dass Chachoua die "wahre Ursache und Funktion von Krebs" gefunden und "tausende Impfstoffe" entwickelt habe. Er behauptet, Patienten innerhalb weniger Tage von schweren Krankheiten befreien zu können. In den USA ist er nicht als Arzt zugelassen, deshalb arbeitet er von Mexiko aus.
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