Brustkrebs: Durch Medikament zum Teil verhinderbar

Was bereits vor einiger Zeit eine ähnliche wissenschaftliche Studie gezeigt hat, wird jetzt durch eine weitere Untersuchung bestätigt: Eine vorbeugende Behandlung von Frauen nach der Menopause mit einem antihormonellen Medikament verhindert zum Teil das Auftreten von Mammakarzinomen. Das Ergebnis wurde am Donnerstag beim US-Brustkrebskongress in San Antonio (Texas) vorgestellt.
Ein Großteil der Mammakarzinome ist vom Wachstumsimpuls durch die weiblichen Sexualhormone (Östrogen) abhängig. Mit sogenannten Aromatase-Hemmern gibt es seit vielen Jahren hoch wirksame Substanzen zur Unterdrückung der körpereigenen Östrogenproduktion. Sie wurden anfänglich vor allem in der zusätzlichen medikamentösen Behandlung nach der Operation von Frauen mit Brustkrebs eingesetzt. Dann aber versuchte man quasi eine Chemoprävention von Brustkrebs.
Bereits vergangenes Jahr wurde eine Studie veröffentlicht, wonach eine vorsorgliche Behandlung mit dem Aromatase-Hemmer Exemestan von Frauen nach dem Wechsel mit einem hohen Brustkrebsrisiko im Vergleich zu Placebo die Brustkrebsrate innerhalb von durchschnittlich drei Jahren Beobachtungszeit um 53 Prozent senkt. Invasive Karzinome wurden sogar zu 65 Prozent verhindert.
Vorsorge bei hohem Risiko
Jack Cuzick vom Zentrum für Krebsprävention der Queen Mary University in London und die Co-Autoren - die Studie wurde am Donnerstag online auch von der britischen Medizinfachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht - nahmen fast 4.000 Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko (nach der Menopause) in ihre Studie auf. 1.920 erhielten täglich den Aromatase-Hemmstoff Anastrozol, 1.944 ein Placebo.
Nach sieben Jahren betrug die Rate der Brustkrebserkrankungen in der Aromatase-Hemmer-Gruppe 2,8 Prozent. Die Häufigkeit solcher Erkrankungen in der Placebo-Gruppe lag bei 5,6 Prozent. Das entsprach etwa einer Halbierung und war statistisch hoch signifikant.
Laut den Wissenschaftern könnte man wegen der akzeptablen Nebenwirkungen bei Frauen mit einem solchen Risikoprofil eventuell eine vorbeugende Behandlung überlegen.
Erfolg mit Osteoporose-Mittel
Und noch eine Top-Meldung aus San Antonio - diesmal mit österreichischer Hauptorolle: Die sonst in der Osteoporosebehandlung eingesetzten Bisphosphonate haben auch beim Mammakarzinom positive Effekte: Sie hemmen therapiebedingten Knochenabbau und bremsen die Krebserkrankung. Das stellte der Präsident der österreichischen Studiengruppe (ABCSG), Michael Gnant, beim amerikanischen Brustkrebskongress in San Antonio in einem Plenarvortrag fest.
Derzeit (10. bis 14. Dezember) läuft in der texanischen Stadt mit der Jahrestagung der amerikanischen Fachgesellschaft der jährlich wichtigste Spezialkongress zum Thema des Mammakarzinoms. Gnant, Leiter des Brustgesundheitszentrums Wien am AKH und Präsident der größten österreichischen Studiengruppe Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG), ist auf diesem Gebiet einer der führenden Spezialisten. Am Donnerstag war er deshalb zu einem Plenarvortrag geladen.
Internationales Aufsehen
In den vergangenen Jahren haben hier die Ergebnisse der ABCSG-Studie 12 international für Aufsehen gesorgt. Dabei erhielten 1.803 Frauen mit Brustkrebs vor der Menopause und hormonabhängiger Erkrankung nach der Tumorresektion über drei Jahre eine Antihormontherapie mit Goserelin, die entweder mit dem Standardmedikament Tamoxifen oder dem Aromatasehemmer Anastrozol kombiniert wurde. Zusätzlich wurde den Patientinnen alle sechs Monate das Bisphosphonat Zoledronsäure verabreicht. Diese sollte vor allem das Osteoporoserisiko senken, das sich durch die Unterdrückung der Östrogenproduktion im Rahmen der Therapie erhöht.
Die Überraschung bei der Studie: In der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase stellte sich heraus, dass Zoledronsäure neben der Verhinderung therapiebedingter Osteoporose auch die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten der Krebserkrankung reduziert und sondern auch das Gesamtüberleben um rund 36 Prozent steigert.
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