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Asthma ist nicht nur eine Lungenerkrankung
Ein aus Österreich stammender Wissenschafter entdeckte in den USA Hinweise auf Genschäden in Blutzellen.
Weltweit dürften rund 150 Millionen Menschen an Asthma leiden. Die mit Atemfunktionsstörungen in Attacken verlaufende entzündliche Lungenerkrankung ist dabei offenbar nicht ausschließlich auf die Lunge (Bronchien) beschränkt. Der aus Österreich stammende Pathologe Robert Schiestl hat an der University of California (UCLA) entdeckt, dass bei den Betroffenen auch Genschäden in Blutzellen vorliegen.
In der Studie, die vor wenigen Tagen in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Mutation Research" erschienen ist, konnten er und seine Co-Autoren eine echte Entdeckung belegen: "Asthma ist eine weitverbreitete Erkrankung. Wir zeigen zum ersten Mal eine Verbindung zwischen Asthma und Gentoxizität in peripheren Blutzellen. Das ist wichtig, weil es einen Effekt der Erkrankung auf den gesamten Körper, nicht nur auf die Lunge, nachweist."
Die Wissenschafter untersuchten die Folgen der bekannten Überproduktion des entzündungsfördernden Immunbotenstoffs Interleukin-13 (IL-13) in einem Asthma-Tiermodell. Es scheint demnach so zu sein, dass IL-13 die Entzündungsreaktion bei Asthma verstärkt, zum Beispiel die Bildung von Freien Sauerstoffradikalen.
Genschäden
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Lunge. In Blutzellen entdeckten die Wissenschafter oxidative (durch Sauerstoffreaktionen bedingte) DNA-Schäden, Erbsubstanz-Strang-Brüche und sogar Veränderungen in den gebildeten Proteinen. Alle diese Defekte könnten wiederum zu anderen, auf der "Fernwirkung" der Lungenerkrankung basierenden weiteren Erkrankungen führen. IL-13 führt demnach zu Genschäden auch an anderen Orten als dort, wo es im Rahmen von Entzündungsreaktionen gebildet wird.
Da im Falle von Asthma - so die Hinweise aus dem Tiermodell - offenbar auch rote und weiße Blutkörperchen betroffen sind, müsste der Effekt eigentlich aus dem blutbildenden System des Knochenmarks kommen, weil dort im Rahmen der Entwicklung der Vorläuferzellen ja die kritischen Phasen stattfinden.
Die Wissenschafter wollen jetzt versuchen, solche auftretende Genschäden durch Wirksubstanzen zu verhindern. An sich wäre es nicht verwunderlich, wenn sich das Bild von Asthma in der Zukunft zu einer "generalisierten" (den ganzen Körper betreffenden) Krankheit entwickeln würde. So ist von vielen chronisch entzündlichen Erkrankungen bekannt, dass die Betroffenen auch ein höheres Risiko für andere, mit Entzündungen in Zusammenhang gebrachten Leiden aufweisen. Zum Beispiel weisen Gelenksrheumapatienten eine beschleunigte Atherosklerose durch die andauernde Entzündungsredaktion auf.
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