Archäologen entdecken Friedhof der Philister

Grabungen in Aschkelon.
145 Skelette wurden frei gelegt. Grabbeigaben und DNA sollen Herkunft des "See-Volkes" klären.

Die Geschichte kennt die Philister als Erzfeinde der Israeliten. Doch wo das Volk herkam, ist bisher nicht geklärt. Amerikanische Archäologen haben einen Friedhof am Rande der israelischen Küstenstadt Aschkelon entdeckt und hoffen nun, die "Geheimnisse der Herkunft entschlüsseln" zu können.

„Nach jahrzehntelangen Untersuchungen dessen, was die Philister zurückgelassen haben, stehen wir endlich den Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber“, sagt Daniel Master, Leiter der Ausgrabung. Seit 1985 haben Archäologen in der Nähe von Aschkelon nach Siedlungsüberresten der Philister gegraben. Dabei entdeckten sie unter anderem mehrere Tempel und ein Stadttor. 2013 stießen sie auf den Friedhof, wie erst jetzt bekannt wurde. Die Gräber liegen auf dem Hügel über dem altertümlichen Philisterhafen, wo in der Blütezeit 13.000 Menschen lebten.

See-Volk

Die Philister werden in der Bibel als Erzfeinde der Israeliten beschrieben. Sie siedelten sich im zwölften Jahrhundert vor Christi Geburt in der Region südlich des heutigen Tel Avivs an. Woher sie kamen, ist unklar. Das „See-Volk“ wie die Philister zur Unterscheidung von ihren zeitgenössischen Küstennachbarn, den Kanaanitern, auch genannt wurden, stammte vielleicht ursprünglich aus dem mykenischen Kulturkreis in der Ägäis. Darauf lassen die rot und schwarz verzierten Tonwaren schließen. „Sicher ist aber bisher nur, dass sie Fremde im semitischen Siedlungsgebiet waren, wo sie von 1200 bis 600 vor Christus im Küstengebiet zwischen Gaza und dem heutigen Tel Aviv lebten“, erläutert Master. Die Sprache des Händlervolks gehörte zur indoeuropäischen Familie.

„Es ist wirklich ein außergewöhnlicher Fund“, sagt Seymour Gitin, ehemaliger Leiter des Albright-Institutes für Archäologische Forschung in Jerusalem und Experte für die Philister. „Das ist eine wundervolle Möglichkeit, um die DNA zu überprüfen und sie mit Knochen von kanaanitischen und israelitischen Friedhöfen sowie solchen aus der griechischen Welt zu vergleichen.“

Grabbeigaben

Archäologen entdecken Friedhof der Philister
Clay items unearthed during excavations at the first-ever Philistine cemetery in Ashkelon National Park, are displayed at an exhibition in the Rockefeller Museum in Jerusalem July 6, 2016. Picture taken July 6, 2016. REUTERS/Amir Cohen
Am Kopf der Skelette finden sich Grabbeigaben, wie Schalen und Krüge, aber auch Schmuck. In den Gefäßen befand sich vermutlich Öl oder Wein. „Die Philister haben einen sehr schlechten Ruf“, sagt Lawrence Stager, ehemaliger Leiter der Expedition und Ex-Harvard-Professor für israelische Archäologie. „Sie galten als die unzivilisierten, Bier trinkenden Leute.“ Dabei seien sie sehr kultiviert gewesen und unter anderem Experten im Weinanbau und in der Produktion von Öl.
Archäologen entdecken Friedhof der Philister
American archaeology students carry a clay jar after unearthing it during excavation works at the first-ever Philistine cemetery at Ashkelon National Park in southern Israel June 28, 2016. Picture taken June 28, 2016. REUTERS/Amir Cohen
Der vielleicht berühmteste Philister war der Riese Goliath, der nach Überlieferungen aus der Bibel von David bezwungen wurde. Doch: „Wir haben hier nicht allzu viele Riesen“, sagt Stager. Der größte beerdigte Philister soll rund 1,80 Meter groß gewesen sein. 145 Skelette haben die Wissenschaftler und ihre Helfer ausgegraben. Anthropologen sollen die Knochen nun untersuchen, unter anderem Alter und Geschlecht feststellen und die Todesursachen erforschen. Schon jetzt lasse die Knochen auf harte körperliche Arbeit schließen, wobei auch die Zähne als Werkzeuge genutzt wurden, vielleicht beim Weben.

Pietät

Die Ausgrabung an dem Friedhof hat einen sensiblen religiösen Hintergrund. 2010 gab es in Aschkelon scharfe Proteste ultra-orthodoxer Juden gegen die Umbettung antiker Gräber. Das jüdische Glaubensrecht sieht dadurch die Totenruhe auch Jahrhunderte nach dem Begräbnis gestört. Master sagt aber: „Wir haben keine Schwierigkeiten bei unseren Forschungen gehabt.“

Die Ausgrabung ist beendet, die Gräber sind wieder geschlossen. Stücke von Aschkelon, wie Krüge, Schalen und Schmuck, zeigt ab sofort das Rockefeller-Archäologie-Museum in Ost-Jerusalem. Knochen werden keine zu sehen sein.

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