Ärzte tauschen Schockfotos via App

Ärzte tauschen Schockfotos via App
Über "Figure 1" stellen Mediziner aus aller Welt Fotos von Wunden, Operationen und Verletzungen ihrer Patienten ins Netz.

Die Bilder, die man in der App Figure 1 zu sehen bekommt, können bei Laien durchaus Übelkeit auslösen. Ein geschwollener, blutiger Daumen durch die Explosion eines Feuerwerkskörpers, der schwarz-verkohlte Fuß eines 17-Jährigen nach einem Stromschlag oder ein Wurm, der aus dem Anus eines Patienten gezogen wird. Über das „Instagram der Ärzte“ teilen Mediziner weltweit Fotos von außergewöhnlichen Krankheiten, Verletzungen und Operationen. Auch bildgebende Verfahren werden gepostet – etwa Röntgenbilder oder MRT-Bilder. Für Laien sind die Fotos mitunter sehr schockierend und ekelerregend.

Ärzte tauschen Schockfotos via App
Auch Ärzte sehen derartige Bilder nicht jeden Tag. Genau das ist allerdings der Grund für die steigende Beliebtheit der Foto-App. Mehr als 150.000 User aus dem Gesundheitswesen haben Figure 1 auf ihrem Smartphone, täglich werden zwei Millionen Bilder neu hochgeladen. DieFacebook-Seite, auf der jeweils ein Bild der Woche veröffentlicht wird, hat mehr als 5700 Fans. Der Schockeffekt der Fotos führt zwar mittlerweile auch dazu, dass die Nutzung der Plattform auch unter Nicht-Medizinern steigt. Ursprünglich gegründet wurde sie allerdings, um medizinisches Wissen zu sammeln. Bis heute können die Bilder nur von Medizinern kommentiert werden – sie machen etwa ein Drittel der Nutzer aus, ein weiteres Drittel sind in anderen Gesundheitsberufen tätig.

Datenschutz

Gegründet wurde Figure 1 vom kanadischen Internisten und Intensivmediziner Joshua Landy während seiner Studienzeit an der Stanford University. Seine Kollegen tauschten bereits damals Bilder von Patienten allerdings via Facebook, privaten Nachrichten oder WhatsApp. Landy hatte die Idee, die Fotos in einer App zu bündeln und sie für eine medizinische Community zugänglich zu machen. 2013 schloss er sich mit einem Software-Entwickler und einem früheren Journalisten zusammen, um die Plattform zu entwickeln.

Für die Nutzung der App ist zentral, dass Patienten auf den Bildern nicht zu erkennen sind. Das Programm macht Gesichter unkenntlich, andere Details, die Hinweise auf den Patienten geben, werden verborgen. Auch eine Einverständniserklärung des Patienten kann eingegeben werden, dafür gibt es ein entsprechendes Formular. Bei jedem Upload eines Fotos stimmt der Nutzer Datenschutzrichtlinien zu. Bei Beschwerden werden Fotos gelöscht. Wichtiges Prinzip: Die Privatsphäre der Patienten darf nicht verletzt werden.

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