Ärztestreiks schaden Patienten nicht

Wenn die Mitarbeiter von Bahn oder Müllabfuhr streiken, merken wir oft erst, wie sehr wie auf sie angewiesen sind. Anders bei Ärzten – sie gelten für die meisten von vornherein als unentbehrlich. Harvard-Wissenschafter konnten jetzt zeigen, dass es zumindest zeitweise auch ohne Ärzte geht. Sie untersuchten die Auswirkungen von Ärztestreiks auf Patienten. Das Ergebnis: Während eines Ärztestreiks sterben laut der Studie nicht mehr Menschen als sonst, an manchen Orten sogar weniger. „Patienten kommen nicht ernsthaft zu Schaden, wenn Ärzte die Arbeit niederlegen. Immer vorausgesetzt, eine Notfallversorgung bleibt gewährleistet“, sagt Studienautor und Mediziner David Metcalfe.

Dünn besetzt

Er und seine Kollegen untersuchten einige große Streiks in wohlhabenden Ländern, etwa als 1976 im Großraum Los Angeles fast die Hälfte der Ärzte die Arbeit für fünf Wochen niederlegte. In dieser Zeit starben in der Region weniger Menschen als sonst. Während eines viermonatigen Streiks in Jerusalem 1983 legten 73 Prozent der Ärzte ihre Arbeit nieder – die Notaufnahmen waren so dünn besetzt wie üblicherweise an einem Wochenende. Nicht streikende Ärzte boten in Zelten vor den Kliniken ihre Dienste an. Eine ähnliche Aktion gab es im Jahr 2000 in Jerusalem – in drei Monaten Streik gab es weniger Beerdigungen als sonst.

Notfallversorgung

Allerdings wurden in der Studie nur die Todeszahlen als negative Folge für Patienten herangezogen. Während eines geplanten Streiks ist fast immer eine Notfallversorgung akuter Fälle gegeben. Nicht lebensnotwendige Eingriffe, etwa ein Leistenbruch oder die Operation der Mandeln werden aufgeschoben. Zudem streiken selten alle Ärzte einer Region, bedrohliche Folgen für Patienten sind daher selten. Für Betroffene ist es aber gut zu wissen, dass sich die negativen Folgen eines Ärztestreiks offenbar in Grenzen halten.