Packerlsaft gesünder als frische Orange

Ein Glas Orangensaft steht zwischen mehreren Orangen und Orangenhälften.
Welche Nährstoffe aus pasteurisiertem Saft leichter aufgenommen werden.

Frisch gepresst versus Packerl: Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Vielen Ernährungsberatern ist der natürliche Zuckergehalt des Saftes ein Dorn im Auge, manche Kritiker sagen sogar, dass Orangensaft genauso ungesund sei wie Cola. Eindeutig schien bisher nur, dass die frische Frucht die meisten wertvollen Nährstoffe enthält. Wissenschafter der Universität Hohenheim stellen nun aber auch das in Frage. Sie konnten zeigen, dass Nährstoffe aus pasteurisiertem Orangensaft doppelt so gut aufgenommen werden wie aus der frischen Orange.

Orangen enthalten neben einer hohen Menge Vitamin C auch eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden. Diese beiden Nährstoffe senken das Risiko bestimmter Krebs- und Herzkreislauferkrankungen deutlich. Als Antioxidantien schützen sie die Körperzellen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Carotinoide haben außerdem Provitamin-A-Charakter, das bedeutet sie können vom Körper zumindest teilweise zu Vitamin A umgewandelt werden.

Mehr Carotinoide

Für die aktuelle Untersuchung mussten Teilnehmer zunächst zwei Wochen völlig auf Carotinoide verzichten. Tabu waren rote und grüne Lebensmittel wie Paradeiser, Spinat und Karotten. Anschließend erhielten die Teilnehmer einmaml ein standardisiertes Frühstück mit frischen Orangen, zwei Wochen später eines mit pasteurisiertem Orangensaft. Nach dem Frühstück nahmen die Wissenschafter ihnen innerhalb von zehn Stunden acht Blutproben ab und bestimmten den Carotinoid-Gehalt.

Das Ergebnis: Orangensaft ist eine bessere Carotinoid-Quelle als frische Orangen. „Bei unseren Untersuchungen konnten wir feststellen, dass aus pasteurisiertem Orangensaft ungefähr doppelt so viele Carotinoide aufgenommen werden wie aus einer handelsüblichen Orange“, sagt Studienautor Julian Aschoff.

Das liege an der Herstellung des Saftes. Dabei werden Ballaststoffe wie Pektin oder Cellulose teilweise abgetrennt. Diese Stoffe hemmen die Aufnahme von Carotinoiden im Körper. In der frischen Orange sind mehr unverdauliche Ballaststoffe enthalten als im Saft, weshalb die Aufnahme der Carotinoide aus der Frucht stark vermindert ist.

Konsistenz

Auch die Konsistenz spiele bei der Nährstoffaufnahme eine Rolle. Aschoff: „Beim Zerkauen einer Orange wird die Frucht nie komplett zerkleinert. Viele Zellen bleiben so intakt und schließen die Carotinoide ein. Das erschwert Aufnahme und Verwertung.“

Der Vergleich mit Cola sei nicht angebracht. Orangensaft enthalte weder Koffein noch Phosphorsäure. Außerdem werde Orangensaft üblicherweise nicht zum Löschen des Durstes getrunken. „In Maßen konsumiert, also ein Glas mit 200 ml pro Tag, kann Orangensaft zu einer gesunden Ernährung beitragen und uns mit Nährstoffen versorgen, die unser Körper benötigt“, sagt Aschoff.

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