Zweifelhafte Ehre: SIX ist "Zwangsbeschaller 2013"
Zum sechsten Mal hat die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zusammen mit der Katholischen Kirche den Negativpreis "Zwangsbeschaller" verliehen. Diesjähriger Sieger unter 102 besuchten Geschäften war das Modegeschäft SIX auf der Mariahilferstraße. Sowohl Kunden als auch Angestellte seien dort Lärm von bis zu 90 Dezibel ausgesetzt.
Katzian: "Gesundheitsgefährdend"
"Die Dauerbeschallung nimmt in den letzten Jahren immer dramatischere Formen an. Dramatisch vor allem im Sinne von gesundheitsgefährdend", erklärte Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA, die Situation. Zum ohnehin schon intensiven Weihnachtseinkauf geselle sich in vielen Modegeschäften auch eine andauernde Lärmkulisse. "Hektische Kunden, die selbst im Stress sind, Verkäuferinnen, die viel mehr Kunden betreuen müssen und dazu noch ein permanentes Match zwischen Jingle Bells und Last Christmas", beschrieb Katzian die alltägliche Situation in der Vorweihnachtszeit.
Dauerbeschallung
Bei 137 Testbesuchen wurden von der Gewerkschaft im heurigen Jahr insgesamt 102 Geschäfte in ganz Österreich auf ihre Lärmkulisse hin untersucht. Neben der Lautstärke waren auch die Dauer und Reichweite der Beschallung im Geschäft ein Kriterium.
Katzian: "80 Dezibel, das ist wie wenn man ganzen Tag an einer Kreissäge arbeitet"
Negativer Spitzenreiter sei laut der GPA dabei die Filiale der Modekette SIX auf der Mariahilferstraße in Wien. Dabei wurden bei fünf Kontrollbesuchen laut Gewerkschaft 80 bis 90 Dezibel an Lärmbelastung gemessen. "80 Dezibel, das ist wie wenn man ganzen Tag an einer Kreissäge arbeitet", erklärte Katzian die Beschallung. "Ab 80 Dezibel liegt laut den Unfallversicherungen eine Gesundheitsgefährdung in hohem Ausmaß vor", so der Gewerkschaftsvorsitzende weiter.
Gesetzliche Regulierung nicht ausgeschlossen
Das Problem sei vor allem die Dauer der Beschallung. Selbst in den Pausen oder beim Verlassen des Geschäftes könne man der Lärmkulisse kaum entkommen, weil in Einkaufszentren als Ganzes eine hohe Lärmbelastung vorliege. Ziel sei es laut Katzian deshalb, das Maß der Beschallung auf ein "normales Maß" zurückzufahren. "Wir appellieren an die Vernunft der Arbeitgeber", so der Gewerkschaftsvorsitzende. Sollte sich jedoch die Situation nicht verbessern, erwäge man auch Initiativen zur gesetzlichen Regulierung der Lärmkulisse.
Entgegengenommen hat den Preis in Form eines mit einem Nagel durchbohrten Ohres niemand. Der Konzern "beeline group", dem die Modekette SIX gehört, hatte sich laut Gewerkschaft nicht zum Preis geäußert.
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