Die DSGVO stärkt die Eigenverantwortung der Unternehmen

Eigenverantwortung der Unternehmen stärken
Chancen: WKÖ-Bundesspartenobmann Robert Bodenstein über Vorteile, die der Datenschutz bringt.

Für Robert Bodenstein, Bundespartenobmann der Sparte Information und Consulting in der WKÖ, ist Digitalisierung die größte Herausforderung, aber auch Chance für Unternehmen. Ein Teil dieser Digitalisierung ist unser Umgang mit Daten, auch personenbezogenen Daten.

Welche Chancen eröffnen sich durch die DSGVO den Unternehmen?

Robert Bodenstein: Man sieht aktuell im Fall Cambridge Analytica und Facebook, wie notwendig man klare Regeln braucht. Der Fall zeigt sehr gut, wie es nicht laufen soll, und hier soll mit der Datenschutzgrundverordnung ein Instrument klarer Regeln geschaffen werden – das ist im Sinne der Wirtschaft. Und selbstverständlich müssen derlei Regeln für internationale Multis wie für österreichische Unternehmen gleichermaßen gelten. Alle Unternehmen haben die Aufgabe, zu sehen, welche Daten sie überhaupt haben, wofür sie diese verwenden wollen, welche davon sie vielleicht gar nicht mehr brauchen und welche sie auch einfach löschen können. Dieser Vorgang schafft Ordnung und klare Strukturen und ermöglicht es Unternehmen, die für sie besten Entscheidungen zu treffen. Es ist außerdem ein starkes Signal, wenn Firmen ihren Kunden zeigen, dass die Kunden und ihre Daten für sie einen Wert haben, mit dem auch entsprechend sorgfältig umgegangen wird.

Robert Bodenstein, Bundespartenobmann der Sparte Information und Consulting in der WKÖ

Robert Bodenstein, Bundespartenobmann der Sparte Information und Consulting in der WKÖ

Ein Teil der Datenschutzvereinbarung ist, dass ihre Regelungen auch für Drittländer außerhalb der EU und deren Unternehmen gelten. Bringt dies einen Standort-Vorteil für Anbieter in Österreich und Europa?

Prinzipiell ja. Wir müssen aber sehen, dass wir die Unternehmen nicht in ihrem Betrieb behindern. In vielen Betrieben, etwa im Handwerk, ist die Verarbeitung von Daten nicht deren Kerngeschäft. Diese sollen auch in Zukunft eine Kartei ihrer Kunden mit möglichst wenig Aufwand anlegen können. Datenschutz ist wichtig, aber es geht auch darum, nicht über das Ziel hinauszuschießen. In anderen Bereichen kann und soll der Standort Europa davon profitieren, etwa bei Servern und Digitaldiensten. Wir haben auch als WKO Initiativen für den Standort Österreich gesetzt. Österreich kann sich hier als Feinkostladen der Datenverarbeitung positionieren.

Wie gut vorbereitet sind die österreichischen Unternehmen und in welchen Bereichen benötigen sie noch Unterstützung?

Wir haben im Zuge der DSGVO die wahrscheinlich größte Informations-Kampagne seit der Einführung des Euros aufgesetzt, um unsere Mitglieder zu informieren. Wir wissen, dass ein Großteil der Betriebe sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat – das ist ein erster Schritt. Wir haben rund 1,6 Millionen Zugriffe auf Datenschutzseiten auf wko.at seit März 2017. Die Events und Seminare werden ebenso gut angenommen wie die Webinare mit tausenden Teilnehmern. Da kommen wir sogar mit unserer Technik an unsere Grenzen. Wir spüren, dass Betriebe sich mit dem Thema auseinandersetzen und ihnen bewusst ist, dass etwas zu tun ist. Mit KMU Digital bieten wir den Unternehmen darüber hi naus individuelle Beratung. Als Unternehmer ist man aber auch Betroffener, und so sehr wir Kritik an der Verordnung und dem Aufwand, den sie bedeutet, üben und spüren, so sehr ist es den Unternehmern als Privatpersonen wichtig, dass ihre Daten ordentlich verarbeitet werden. Das ist ein Widerspruch, den wir stark wahrnehmen.

Die DSGVO ist ein Teil des Versuchs, Unternehmen auf dem Weg zu mehr Eigenverantwortung zu unterstützen. Wie lassen sich Unternehmen auf diesem Weg bestmöglich begleiten?

Die DSGVO ist eine der ersten Umsetzungen nach dem Prinzip der Eigenverantwortung. Die Verordnung sagt nicht, wie genau die Unternehmen diese umsetzen sollen. Das steht nicht drin und das wäre auch ein zu großer Eingriff. Es gibt dadurch aber manchmal Unsicherheiten und deswegen müssen die Betriebe zum Beispiel über KMU Digital begleitet werden. Auch die Fachorganisationen bieten sehr konkrete Beispiele für die Umsetzung. Man muss Betriebe am Weg in die Eigenverantwortung unterstützen. Das ist etwas Neues, es war aber unser Ziel, durch die Verordnung die Betriebe nicht zu bevormunden. Dies steht in einem größeren Zusammenhang mit dem Ziel – auch der Regierung –, die gesetzlichen Vorgaben und Regelungen zu entrümpeln und die Eigenverantwortung der Betriebe zu stärken.

So nachgefragt sind die WKO-Online-Services

Info-Angebot: Der Ansturm ist groß

Im Zeitraum zwischen Mitte März bis Ende 2017 hatten die Angebote zum Datenschutz der WKO gesamt knapp über 560.000 Zugriffe. Allein in den ersten drei Monaten 2018 sind die Zugriffe hier auf 1,6 Millionen angewachsen. Dabei sind weiterführende Informationen zu branchenspezifischen Inhalten hier noch nicht eingerechnet. 

Neben Seminaren, Workshops und Events bietet die WKO auch Webinare an: Die zwei bisher durchgeführten Webinare, ein Basiswebinar und ein Vertiefungswebinar Recht hatten 4.675 Teilnehmer. Aus dem Basiswebinar resultierten über 500 Fragen, die nach Themen sortiert auf der Serviceseite wko.at/datenschutzservice nachzulesen sind.

Die beiden Online-Ratgeber „DSGVO“ und „Informationsverpflichtungen“ wurden zusammen bereits über 50.000 Mal aufgerufen. Der zweite Online-Ratgeber unterstützt Unternehmen bei der Erfüllung ihrer Informationsverpflichtungen in Form von individuell konfigurierten Textbausteinen und soll in der ersten Aprilwoche auch in englischer Sprache verfügbar sein, speziell für Unternehmen im Außenhandel.

Nutzen Sie auch die DSGVO-Beratersuche.

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