"Wir werden von Einführung von E 10 nicht abrücken"

Eine Zapfpistole ist mit einem Maiskolben verbunden, was das Konzept von Biokraftstoff darstellt.
Agrana drängt auf Verdoppelung des aus Getreide gewonnenen Ethanolanteils im Benzin.

Der erste Anlauf zur Einführung von E 10 (zehn Prozent hochprozentiger Alkohol im Benzin) war im Herbst 2012 gescheitert. Die SPÖ hatte den Plan von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, den Ethanolanteil im Benzin von fünf auf zehn Prozent anzuheben, zu Fall gebracht. Wohl auch, weil E-10 in Deutschland von vielen Autofahrern konsequent boykottiert worden war und die Getreideernten besonders schlecht ausgefallen waren. Ethanol wird auch aus Getreide hergestellt.

Neuer Anlauf

Ein Mann in Anzug und Krawatte gestikuliert mit den Händen.
Interview mit Agrana-Chef Johann Marihart am 22.05.2013 in seinem Büro in Wien.
Doch die nächste E-10-Debatte kommt bestimmt. „Wir werden vom Ziel der Einführung von E-10 nicht abrücken“, so die klare Botschaft von Agrana-Vorstandsvorsitzenden Johann Marihart.

Hintergrund sind neue Regeln für die Beimengung von landwirtschaftlichen Produkten zu Treibstoffen durch die EU. Beim Biodiesel soll der beigemischte Anteil von Biotreibstoff aus Raps, Palmöl, Zuckerrüben, Mais oder Getreide auf sechs Prozent beschränkt werden. Bei Ethanol plane die EU allerdings einen höheren Grenzwert für die Beimengung, so dass E-10 durchaus möglich sei, erläutert Marihart.

Die Agrana betreibt in Pischelsdorf (NÖ) eine Fabrik, die in der Lage wäre, das für E-10 zusätzlich benötigte Ethanol herzustellen. Im Sommer wurde eine neue Anlage eröffnet, in die rund 70 Millionen Euro investiert wurden. Der Weizen, der dort verarbeitet wird, ist von minderer Qualität und wird sonst für die Tierfütterung verwendet.

EU-Plan

Der EU-Plan, ab 2020 Förderungen für Biosprit zu verbieten, schreckt Marihart nicht. Derzeit sei ein Liter Ethanol am Spotmarkt lediglich um sieben Cent teurer als ein Liter Benzin. Bis 2020 werde Benzin genauso viel kosten wie Ethanol.

Der eigentliche Anlass des Agrana-Pressegesprächs war allerdings nicht Biosprit, sondern die Halbjahresbilanz. Die Eckdaten wurden bereits in einer Ad-hoc-Aussendung veröffentlicht. Verglichen mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/13 stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2013/14 (bis Ende August) um 4,4 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Allerdings sank das operative Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 142,5 auf 108 Millionen Euro.

Den deutlichsten Rückgang beim operativen Ergebnis gab es in den Bereichen Stärke (minus 43,4 Prozent) und Zucker (minus 46,3 Prozent). Das dritte Standbein Frucht brachte hingegen ein Plus von 75 Prozent. Vor allem Nordamerika ist für Fruchtjoghurt ein Wachstumsmarkt. Daher baut die Agrana derzeit im Bundesstaat New York ein Fruchtzubereitungswerk. Das Investitionsvolumen beträgt 30 Millionen Euro.

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