„Wir brauchen auch im stationären Handel Echtzeitdaten“
Kassenzettel hin oder her – im Vorjahr hat der stationäre Einzelhandel 73,2 Milliarden Euro brutto umgesetzt und damit um nominell 1,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus den Zahlen der KMU-Forschung-Austria hervor. Als Wachstumssieger werden – wie auch im Jahr davor – die Baumärkte angeführt. Am anderen Ende der Skala stehen Schuhverkäufer, die witterungsbedingt auf ihrer Ware sitzen geblieben sind oder ihre Umsätze überdurchschnittlich oft mit Rabatten ankurbeln mussten.
Schuhe und Kleidung zählen übrigens auch zu den Bestsellern der Web-Shops, und diese bauen ihr Geschäft mit einem Umsatzplus von sechs Prozent deutlich stärker aus als der stationäre Handel. Zwar haben österreichische Onlinehändler im Vorjahr 3,5 Milliarden Euro eingespielt, ein noch höherer Betrag fließt aber auf die Konten ausländischer Anbieter (4,2 Milliarden Euro).
Empfehlungen landen am Smartphone
Aus Sicht heimischer Händler ein einziges Ärgernis, zumal die Konkurrenz aus dem Internet ihre Kunden längst besser kennt als der Nahversorger ums Eck. „Wir brauchen auch im stationären Handel Echtzeitdaten“, sagt Branchenobmann Peter Buchmüller. Die Frage ist nur, woher diese kommen sollen.
„Wir brauchen auch im stationären Handel Echtzeitdaten“, sagt Branchenobmann Peter Buchmüller.
In Japan gibt es bereits Supermärkte, in denen das Einkaufswagerl den Kunden per QR-Code erkennt und ihm Angebote für Produktkategorien und Marken ausspielt, die er gerne kauft. Sobald er eine Packung Nudeln in den Einkaufswagen legt, poppt zudem auf einem Display am Einkaufswagen eine Werbung für ein Sugo oder ein Rezeptvorschlag samt passender Einkaufsliste auf. In Österreich ist das noch Zukunftsmusik.
Ein Sportartikelhändler hat allerdings schon mit Apps und Beacons (Sender) versucht, Kunden zum Kauf zu animieren. Das System hat beispielsweise erkannt, wenn sich ein Kunde länger in der Ski-Abteilung aufhielt, hat daraus ein Kaufinteresse geschlossen und ein Angebot auf das Smartphone des Kunden geschickt. Schule hat das noch nicht gemacht, sagt auch Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel. „Aber etwas in der Art wird sicher kommen, wenn auch nicht heute oder morgen.“
Für das laufende Jahr rechnen gut acht von zehn österreichischen Händlern mit einem stabilen Geschäftsverlauf, zwölf Prozent gehen von Umsatzrückgängen aus. Diese waren für 37 Prozent der Befragen schon im Vorjahr Realität, nur 41 Prozent meldeten der KMU-Forschung ein Umsatzplus.
Weniger Geringfügige
Der Handel bleibt weiter einer der größten Arbeitgeber im Land, allein im Einzelhandel sind knapp 340.000 Mitarbeiter beschäftigt, Tendenz weiter steigend. Die Teilzeitquote liegt bei 49,4 Prozent, die Zahl der geringfügig Beschäftigen ist aber leicht gesunken – von 41.500 auf 41.300 Personen.
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