Windkraft sieht sich im Aufwind

In Österreichs drehen sich derzeit 1100 Windräder mit einer Leistung von mehr als 1900 Megawatt. Sie erzeugen 3620 Gigawatt-Stunden und decken damit 6,5 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs ab. Das ergibt eine Studie der Energiewerkstatt, die die IG Windkraft mit dem Klimafonds und der Forschungsförderungsgesellschaft FFG in Auftrag gegeben hat.
Das 2011 beschlossene Ökostromgesetz sieht vor, das bis 2020 auf 3000 Megawatt auszubauen. Laut einer IG-Windkraft-Studie sind sogar 3800 Megawatt realisierbar. Bis 2030 werden 6650 MW als umsetzbar geschätzt - damit würde die Windkraft 24 Prozent des Stromverbrauchs abdecken.
Damit könnten Windräder dann 17.676 Gigawattstunden Strom erzeugen, 2013 waren es lediglich 3.620 Gigawattstunden, errechnete die Energiewerkstatt.
Die besten Standorte für Windkraftanlagen sind in Niederösterreich und im Burgenland. Allein heuer werden in Niederösterreich Windräder mit einer Leistung von 229 Megawatt errichtet, die zu den bestehenden 797 Megawatt hinzukommen. Bis 2030 soll die Windkraftleistung dann auf 3200 MW ausgebaut werden. Für das Burgenland gehen die Studienautoren von einer Steigerung von 770 Megawatt auf 1900 Megawatt aus.
Auch wenn sich die Windkraftleistung bis 2030 fast vervierfachen soll, so wird sich die Zahl der Windräder aber nur auf rund 2200 Anlagen verdoppeln, so Winkelmeier. Das deshalb, weil auf den bestehenden Flächen größere und effizientere Windkraft-Anlagen gebaut werden.
Strom aus Windkraft ist, so wie auch zum Beispiel Sonnenstrom, noch immer nicht marktreif, und muss also vom Stromverbraucher via Ökostromzuschlag gefördert werden.
In Österreich bekommen die Windkrafterzeuger heuer einen Einspeisetarif 9,36 Cent pro Kilowattstunde, sagte Stefan Moidl von der IG Windkraft. Nach 13 Jahren läuft diese Förderung aus. „Die Möglichkeit, ohne Förderung zu bestehen, hat sich total verschlechtert“, so der Branchenvertreter. Grund sind die massiv gesunkenen Großhandelspreise für Strom. Während 2008 eine Kilowattstunde noch 8,5 Cent kostete, kostet sie derzeit weniger als 3,5 Cent. Zum Vergleich: Die Erzeugungskosten für Windkraft schätzt Moidl auf 6 bis 8 Cent pro Kilowattstsunde in Europa. Für private Haushalte mit Photovoltaik-Anlage am Dach seien es knapp 20 Cent.
Teuere Ausgleichsenergie
Wenn die österreichischen Windkraftanlagen aus dem Förderregime herausfallen, sei „nicht zu erwarten, dass sie hohe Einnahmen machen“. Grund seien die schlechten Rahmenbedingungen hierzulande, so seien etwa die Kosten für Ausgleichsenergie drei- bis viermal höher als in Deutschland. Ausgleichsenergie ist nötig, damit das Stromnetz bei starken Angebots- und Nachfrageschwankungen nicht zusammenbricht.
Durch den gestiegenen Anteil der erneuerbaren Energien müssen in ganz Europa die Stromnetze flexibler („smart grids“) und Möglichkeiten gefunden werden, wie Sonnen- oder Windstrom gespeichert werden können. Das ist zentrale Aufgabe der europäischen Energiepolitik; der deutsche Atomausstieg stellt die E-Wirtschaft vor zusätzliche Herausforderungen.
Die konventionellen Energiekonzerne geben der Subventionierung von Ökostrom die Hauptschuld an den abgesackten Großhandelspreisen. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber sprach in diesem Zusammenhang zuletzt "von einer Planwirtschaft", meinte damit aber auch die Förderung von Atom- und Kohlestrom in Europa.
Weg vom Atomstrom
Für den Lobbyisten Stefan Moidl von der IG Windkraft ist Atomkraft freilich ein „Auslaufmodell.“ Nicht der höhere Erneuerbaren-Anteil drücke die Strompreise, sondern die Fossil- und Atomkraftwerke. „Wenn in Norddeutschland der Wind weht, sollte in Polen kein Strom aus kohle produziert werden“, wünscht er sich. Europa brauche keine neuen Kraftwerke mehr, wie nun etwa die Erweiterung des ungarischen AKW Paks. Moidl: „Die Ungarn erzeugen dann 80 Prozent des Stroms aus Atomkraft. Was machen die in der Nacht mit dem Strom? Der drückt in unser Netz."
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