Wirtschaft kommt weiter nicht vom Fleck

Wirtschaft kommt weiter nicht vom Fleck
Das heimische BIP bewegt sich mit einem schwachen Plus von 0,1 Prozent nahe der Stagnation.

Österreichs Wirtschaft wächst weiter nur schwach. Bis März stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber der Vorperiode real lediglich 0,1 Prozent, bestätigte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Freitag. Nur die 0,2 Prozent höhere Konsumnachfrage ermöglichte überhaupt das schwache Plus. Mit dem geringen Wachstum im Zeitraum Jänner bis März habe sich die träge Entwicklung der letzten Zeit fortgesetzt, so das Wifo. Im 3. und im 4. Quartal 2014 war die Wirtschaft im Quartalsabstand ja gar nicht gewachsen.

Wirtschaft kommt weiter nicht vom Fleck
Mit dem billigeren Öl und der Euro-Schwäche, die die Exporteure begünstigt, könne - wie von Fachleuten schon länger erwartet - auf eine Konjunkturbelebung im 2. Halbjahr gehofft werden, machte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly am Freitag etwas Hoffnung.

Der für 18. Juni geplanten Sommer-Prognose des Wifo könne er nicht vorgreifen. Bierbaumer-Polly verwies aber darauf, dass sich das internationale Umfeld, die Weltwirtschaft, etwas abgeschwächt habe. Die USA seien schwächer ins neue Jahr gestartet, auch China zeige sich etwas schwächer (siehe unten). "Der Rückgang in der weltwirtschaftlichen Dynamik wird eventuell schon einen Einfluss nehmen auf 2015 - und dann 2016", so der Experte.

Binnennachfrage in Deutschland besser

Die heimischen Unternehmen seien mit ihren Investitionsplänen trotz der niedrigen Zinsen "sehr vorsichtig und warten ab. Die generelle Unsicherheit bleibt", so Bierbaumer-Polly. Der Privatkonsum in Österreich steige wegen der realen Nettoeinkommenseinbußen und der sehr schwachen verfügbaren Einkommen schon seit 2013 nicht mehr. In Deutschland dagegen, das - trotz einer Abschwächung - im 1. Quartal doch mit 0,3 Prozent BIP-Plus gegenüber dem Vorquartal (und 1,1 Prozent Anstieg im Jahresabstand) aufwarten konnte, laufen Binnennachfrage, Investitionen und Privatkonsum besser, sagt der Wifo-Experte. Dazu verweist er auf den dort sehr kräftigen Anstieg der verfügbaren Einkommen, die den Privatkonsum stärken.

Die starke Aufwertung des Franken hat die Schweizer Wirtschaft zu Jahresbeginn ausgebremst. Von Jänner bis März schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Es ist der erste Rückgang der Wirtschaftsleistung seit rund dreieinhalb Jahren

"Wir erwarten, dass das BIP im zweiten Quartal sogar noch stärker als im ersten Quartal schrumpfen wird, so dass sich die Schweizer Wirtschaft bereits in einer Rezession befinden dürfte", kommentierte die Schweizer Privatbank Sarasin. Eine Erholung sei erst im zweiten Halbjahr zu erwarten, wenn sich die Wirtschaft auf den starken Franken eingestellt habe. Im Gesamtjahr rechnet die Bank mit einem Wachstum von 0,7 Prozent, gefolgt von 1,3 Prozent im kommenden Jahr.

Griechenland

Das Sorgenkind des Euroraums, Griechenland, ist zum Jahresstart zurück in die Rezession gefallen. Das BIP schrumpfte im ersten Quartal um 0,2 Prozent, nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im Schlussquartal 2014. Bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativen Wachstumsraten sprechen Ökonomen von einer Rezession.

USA

In den USA ging es ebenfalls bergab. Der Rückgang betrug im Jahresabstand 0,7 Prozent. Zurückzuführen ist dieser vor allem auf die Stärke des Dollar und den harten Winter. Die Exporte gingen um 7,6 Prozent zurück. Zugleich zogen die Importe mit 5,6 Prozent weit kräftiger an als erwartet. Der private Konsum fiel mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent relativ schwach aus. Noch Ende 2014 lag das Plus bei weit mehr als vier Prozent. Die US-Notenbank Fed hat angesichts der eintrübten Konjunkturlage signalisiert, dass sie die für dieses Jahr angepeilte Zinswende wohl noch nicht im Juni vollziehen wird. Sie hält den Leitzins seit Ende 2008 bei null bis 0,25 Prozent, um die Konjunktur anzukurbeln.

Experten rechnen damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Wachstum von zwei Prozent zurückmelden wird. Dennoch dürfte dies das schwächste erste Halbjahr seit 2011 werden. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Fed erst im Spätherbst einen Zinsschritt tätigen wird. Dieser dürfte allerdings eher symbolisch und damit im geringen Umfang ausfallen.

Auch Brasilien droht eine Rezession. Das BIP schrumpfte im ersten Quartal um 0,2 Prozent. Besser geht es hingegen Indien mit einem Zuwachs von 7,5 Prozent. Das ist mehr als China aufweist (7,0 Prozent).

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