Wirtschaft setzt sich erst nächstes Jahr in Gang

Heuer wird die heimische Wirtschaft nur um bescheidene 0,5 oder 0,7 Prozent wachsen und erst 2016 in Schwung kommen, glauben die Experten von Wifo und IHS. 2016 sehen sie 1,3 bzw. 1,8 Prozent realen BIP-Anstieg - befürchten aber noch mehr Arbeitslose. Positive Konjunktureffekte aus der Steuerreform erwartet man kaum vor 2017, dafür heuer doch noch einmal ein Stocken der Investitionen.
Das vierte Jahr in Folge bleibt die wirtschaftliche Dynamik in Österreich äußerst schwach, deshalb ließ das Wirtschaftsforschungsinstitut am Donnerstag seine neue vierteljährliche Wachstumsprognose für heuer bei 0,5 Prozent, das Institut für Höhere Studien senkte sie leicht von 0,8 auf 0,7 Prozent. Damit expandiert die heimische Wirtschaft das zweite Jahr in Folge geringer als jene im Euroraum. Aber im zweiten Halbjahr sollte sich das Tempo der Erholung beschleunigen.
Erst für 2016 wird eine Beschleunigung des Wachstums gesehen - durch das Anziehen des Binnenhandels in der EU. Zusätzlich werde die markante Euro-Abwertung die Exporte stützen, meint das Wifo. Die Steuerreform begünstige zwar ab 2016 die private Nachfrage, dämpfe aber zugleich den öffentlichen Konsum. Daher würden zusätzliche Reformeffekte erst ab 2017 wirksam, so das Wifo. Das IHS rechnet schon für 2016 mit einer Stütze des Privatkonsums durch die Steuerreform, das Wifo geht eher davon aus, dass Benefits daraus in eine höhere Sparquote fließen und zunächst einmal die Gegenfinanzierung den öffentlichen Konsum dämpft.
Arbeitslosigkeit 9 Prozent plus
Wermutstropfen ist der weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit - wie ihn die Experten in der Form bisher nicht für möglich gehalten haben. Laut Wifo dürfte die Arbeitslosenrate nach nationaler Definition - nach 8,4 Prozent voriges Jahr - auf heuer 9,3 (IHS: 9,1) Prozent) und 2016 dann weiter auf 9,6 (IHS erneut 9,1) Prozent klettern. "Für eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote ist das Wachstum bis 2016 zu gering", heißt es. Laut IHS ist die Zunahme der Beschäftigung zwar mit 0,8 Prozent relativ kräftig, "aber nicht ausreichend, um das schneller steigende Arbeitskräfteangebot zu absorbieren. 2012 lag die Arbeitslosenrate noch bei 7,0 Prozent, 2011 sogar nur bei 6,7 Prozent.
Von der aktuellen Konsumstärke beim Haupthandelspartner Deutschland kann die heimische Exportindustrie nicht profitieren - Voraussetzung wäre dort eine Beschleunigung der Industriekonjunktur. Weil sich zudem Schwellenländer und Weltwirtschaft schwächer als zuletzt zeigen, hat das IHS die Exporterwartungen für 2015 leicht gesenkt, das Wifo aber erhöht.
Für heuer und 2016 geht das Wifo von 3,0 bzw. 4,0 Prozent Anstieg der realen Warenexporte aus, das IHS rechnet mit 3,0 und 5,5 Prozent, wobei beide Institute für 2016 ebenso optimistisch sind wie im März. Die Exporteure seien von der Krise hart getroffen worden und hätten Marktanteilsverluste hinnehmen müssen, so das IHS; zudem sei Österreich preislich nicht wettbewerbsfähig genug.
Inflation
Das geringe Unternehmervertrauen und die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung drücken weiterhin auf die Investitionstätigkeit - beide Institute haben hier für heuer ihre Erwartungen gesenkt, das IHS auch für 2016. Das IHS rechnet im Jahresschnitt heuer mit einer Stagnation (-0,1 Prozent) der Anlageinvestitionen. Bei den Ausrüstungsinvestitionen glaubt man an ein schwaches Wachstum von 0,3 Prozent, am Bau aber an ein Anhalten der negativen Dynamik (-0,5 Prozent). 2016 sollte dann die Investitionsnachfrage - durch eine bessere Konjunktur im Euroraum - wieder etwas anziehen (+2,0 Prozent), so das IHS. Das Wifo hat seine Erwartungen für die Bruttoanlage- und die Ausrüstungsinvestitionen für heuer auf je 0,5 Prozent Plus reduziert, lässt die Vorhersagen für 2016 hier aber bei 1,5 und 2,5 Prozent Zuwachs.
Die Inflation wird aus Sicht des IHS ab Jahresende mit dem Wegfall des Basiseffekts bei den Energiepreisen ( Rohöl) wieder merklich anziehen. Zudem dürften von der Steuerreform gewisse preistreibende Impulse ausgehen (Mehrwertsteuererhöhung), die auf knapp 0,2 Prozentpunkte zu schätzen seien; 2016 sieht man daher 2,0 Prozent Inflation, das Wifo einen Anstieg auf 1,7 Prozent.

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