Wienerberger baut auf Briten

Austrian brickmaker Wienerberger Chief Executive Scheuch addresses a news conference in Vienna
Trotz des Chaos rund um den Brexit sind die Auftragsbücher in Großbritannien voll

Wienerberger-Chef Heimo Scheuch nahm es gelassen, als er zum wahrscheinlich hundertsten Mal über die Auswirkung des Brexits auf Wienerberger gefragt wurde. Doch die Antwort war diesmal eine andere. Hätte er früher „Nein, der Brexit trifft Wienerberger nicht, weil das Unternehmen global und in Großbritannien gut aufgestellt ist“, geantwortet, so sagte er bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz: Er wolle über den Brexit gar nicht mehr viel nachdenken. „An einem Tag hört man das eine, am nächsten wieder etwas anderes.“

Volle Auslastung

Faktum sei, dass die 14 Wienerberger-Werke in Großbritannien voll ausgelastet seien und das Unternehmen alles daran setze, die dortigen Kunden rechtzeitig zu beliefern. Erstaunlicherweise sei die Nachfrage in Großbritannien trotz des politischen Chaos rund um den geplanten EU-Austritt gut. „Unsere Orderbücher und Nachfragenanalysen bestätigen das“, sagt Scheuch.

Er rechnet für das Geschäftsjahr 2019 mit einem guten Jahr in Großbritannien. Bereits 2018 habe Wienerberger seinen Marktanteil erhöht. Wenn es jedoch nötig sei, würde man sich an eine andere Situation anpassen. Das Wort Werksschließung nahm er nicht in den Mund.

Großbritannien steuert zehn Prozent des Umsatzes bei und ist damit der größte Einzelmarkt von Wienerberger. Das Unternehmen beschäftigt dort 1.200 seiner 16.000 Mitarbeiter.

Stabile Märkte

Trotz anderer Unsicherheiten, wie die restriktive Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump, glaubt Scheuch auch auf Konzernbasis an ein gutes Geschäftsjahr 2019. Die Märkte für Wohnungsneubau und Infrastruktur sollen sich heuer stabil entwickeln und leicht wachsen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll von 470 auf 560 bis 580 Millionen Euro steigen. An seiner Strategie will Scheuch nichts ändern und wenn nötig nur kleine Änderungen vornehmen.

Wienerberger hat sich mit „Fast Forward 2020“ ein Optimierungs- bzw. Sparprogramm verpasst, bei dem Potenziale in Bereichen wie Beschaffung und Verwaltung genutzt werden sollen. Das trug 2018 20 Millionen Euro zum Gewinn bei, heuer sollen es 40 Millionen Euro sein. Darüber hinaus hat Wienerberger stark in Akquisitionen und Werkserweiterungen investiert. Im vergangenen Jahr wurden dafür 159 Millionen Euro in die Hand genommen, heuer sollen es 200 Millionen Euro sein.

Es werde der Abschluss mehrerer Übernahmen erwartet, es gebe für die nächsten Jahre eine Liste von Kandidaten. Scheuch will das Produktportfolio verbreitern und innovative Lösungen anbieten. Dazu zählen zum Beispiel „smarte Rohre“, die mittels Sensoren die Wassermenge und -qualität messen sowie eine Lebensdauerprognose abgeben können.

Dividende steigt stark

Vom guten Geschäftsjahr 2018 sollen auch die Aktionäre profitieren. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 3,31 Milliarden Euro, der Gewinn legte um acht Prozent auf 133,5 Millionen Euro zu. Scheuch wird bei der nächsten Hauptversammlung vorschlagen, die Dividende um 70 Prozent von 30 auf 50 Cent je Aktie hinaufzuschrauben.

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