Wiener macht Song-Contest-Voting und bald ein neues Handynetz

In den unscheinbaren Büros in Wien-Floridsdorf blieben Samstagabend die Jalousien heruntergelassen. Aus Sicherheitsgründen. Zehn Mitarbeiter der Firma Mass Response machten die Nachtschicht des Jahres: Rund 100 Millionen Stimmen gingen in den 15 Minuten des Televotings zum Eurovision Song Contest (ESC) ein. In Wien und "aus Georedundanz-Gründen ein zweites Mal in Frankfurt", erklärt Mass-Response-Inhaber Franz Pichler. Frankfurt bildete das Sicherheitsnetz beim Voting, an dem sich ganz Europa und Australien beteiligte. Es darf an so einem Abend nichts schiefgehen.

Seit 2004 führt das österreichische Unternehmen das Voting für den ESC durch. Das heißt konkret: Jede SMS und jeder Anruf, seit vergangenem Jahr auch jede App-Nachricht, gehen bei Mass Response ein, werden in einem vollautomatischen Prozess gesammelt, aufbereitet und an die Fernsehstationen der teilnehmenden Länder übermittelt. Ein streng geheimes Prozedere mit zahlreichen Sicherheitsschranken.

Mass Response kann derartige Großaufträge – wie etwa auch DSDS ( Deutschland sucht den Superstar) – abwickeln, weil sie die Technik dafür über Jahre selbst kreiert hat. "Solche Großlasten – bis zu 10.000 SMS und 3000 Anrufe pro Sekunde – erfordern Geräte, Software und eine Datenbank, die auf Performance ausgelegt sind. Wir sind Spitzenreiter in der Branche", ist Pichler stolz.

Die Firma Mass Response wurde 2002 gegründet, Pichler war damals IT-Leiter. 2007 übernahm die Telekom Austria. Im Zuge eines Management Buyouts übernahm Pichler das Unternehmen 2011, ist seither Inhaber. Die Firma macht laut eigenen Angaben 5,5 Millionen Euro Umsatz mit rund 50 Mitarbeitern, ein Viertel des Umsatzes kommt aus dem Televoting-Bereich, der Rest aus Festnetz- und Internetproviderdiensten sowie aus Serverlösungen für Unternehmen.

In negative Schlagzeilen kam das Unternehmen in der Vergangenheit wegen dubioser Fernsehgewinnspiele. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen gewerbsmäßigen Betrugs.

Mass Response will seine Services weiter ausbauen: Mit 15. Juni will das Wiener Unternehmen ein eigenes Mobilfunknetz starten. Unter Verwendung der Sendemasten von Hutchison (Drei) startet spusu als sogenannter "Full-MVNO" (Mobile Virtual Network Operator) und mit der eigenen Vorwahl 0670. Vorerst im Osten Österreichs. "Alles hinter den Sendemasten kommt von uns", erklärt Pichler seine Technik stolz. spusu will ein Anbieter sein, der sekundengenau abrechnet und eine einfache Tarifstruktur hat.