Wieder heimischer Strom für Deutschland
Die vier deutschen Netzbetreiber haben neuerlich auf Strom-Kapazitäten aus Österreich zurückgegriffen. Zum bereits zweiten Mal in diesem Winter nutzten deutsche Stromanbieter die sogenannte "Kaltreserve". Der Zugriff sei eine Vorbeugemaßnahme, versicherte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Tennet gegenüber dem Handelsblatt, da in den Abendstunden nur eine geringe Stromversorgung aus Windenergie vorhergesagt worden sei. Ob auch in den kommenden Tagen auf die Notreserve zurückgegriffen werden muss, ist noch offen.
Deutschland importiert aus Österreich...
Mit der deutschen Energiewende wurden acht Kernkraftwerke vom Netz genommen, die bislang recht üppige Reservekapazität sank damit schlagartig. Um im harten Winter dennoch einen Versorgungspuffer zu schaffen und das Stromnetz stabil halten zu können, wurden einerseits vier alte, im Grunde unrentable Kraftwerke im Rhein-Main-Neckar-Gebiet als Kaltreserve bestimmt. Andererseits sicherte sich die Bundesnetzagentur Hilfe aus Österreich. Anfang Dezember hatten die deutschen Versorger zum ersten Mal auf Strom aus den EVN-Kraftwerken Korneuburg und Theiß sowie aus einem Verbund-Ölkraftwerk bei Graz zurückgegriffen.
...Frankreich importiert aus Deutschland
Während Deutschland auf der einen Seite zusätzlichen Strom aus Österreich bezieht, exportiert es auf der anderen Strom nach Frankreich. Täglich 150.000 bis 170.000 Megawatt-Stunden Strom gingen netto an den Nachbarn. "Die Energiewende hat den ersten Härtetest bestanden", verkündete der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen am Mittwoch im Bundestag.
Der Stromverbrauch war in Frankreich am Mittwoch fast die ganze Zeit doppelt so hoch wie in Deutschland, und das obwohl Deutschland über 15 Millionen mehr Einwohner hat. Ein Grund dafür sind die vielen Elektroheizungen in Frankreich, die bei der anhaltenden Kälte große Mengen Strom fressen. Gerade mittags und abends liegt der Verbrauch seit Wochenbeginn in Frankreich wiederholt bei knapp 100.000 Megawattstunden.
Das entspricht der Leistung von mehr als 80 Atommeilern. Da aber derzeit nur 55 Meiler Strom liefern und andere Quellen den Bedarf nicht decken können, muss das Land Strom einführen. Die französische Regierung sprach von einer Ausnahmesituation. Auf das Jahr hochgerechnet exportiere Frankreich mehr Strom als es importiere, betonte das zuständige Energieministerium. Ein Atomausstieg wird von Präsident Nicolas Sarkozy kategorisch ausgeschlossen und als viel zu teuer beurteilt.
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