Wie Billig-Airlines mit den Gebühren für Extras verdienen

Wie Billig-Airlines mit den Gebühren für Extras verdienen
Nebenleistungen - die Tarife für Check-In, Gepäck, Essen, Call Center usw. bringen Umsätze in Milliardenhöhe.

30 Euro pro Person für den Check-In am Flughafen-Schalter in Wien sind ein stolzer Preis. Die ungarische Wizz Air, Osteuropas größte Billig-Airline, verteidigt den Tarif. Zahlen müssten nur Passagiere, die nicht online eingecheckt haben oder auf Mails über Änderungen der Flugzeiten nicht reagierten, argumentiert Wizz-Sprecher Andras Rado. Die Arbeiterkammer hat wie berichtet beim Wiener Handelsgericht eine Musterklage eingebracht. Der Check-In dürfe nicht gesondert bepreist werden.

Gebühren dieser Art summieren sich bei den Airlines auf Milliarden. Zwar lassen sich mittlerweile auch die etablierten Fluggesellschaften diverse Zusatzleistungen abgelten, die früher im Ticketpreis inkludiert waren. Doch bei den Billig-Airlines ist der Anteil dieser Nebenkosten-Services wesentlich höher.

Kassiert wird von den Passagieren, was nur geht. Für Gepäck, für Bordverpflegung, und sei es auch nur eine winzige Flasche Wasser, für Sitzplatzreservierungen, für Kreditkartenzahlungen etc. Körberlgelder werden auch durch Autovermietung und Hotelbuchungen über die Airline-Website generiert.

Bei Wizz summierten sich diese Nebenleistungen im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits auf 953 Millionen Euro. Trend deutlich steigend. Zum Vergleich: Die Ticketumsätze beliefen sich auf 1,355 Milliarden Euro.

Konkurrent Ryanair, Mutter von Lauda und Europas größter Low-Cost-Konzern, flog im vorigen Geschäftsjahr Nebengebühren von mehr als zwei Milliarden Euro ein. Die Extras liefern bereits 28 Prozent des Umsatzes und sollen auf 30 Prozent steigen. Im aktuellen Geschäftsjahr können die Zusatzgebühren allerdings die höheren Kosten und wegen des Wettbewerbs sinkenden Ticketpreise nicht zur Gänze kompensieren.aher musste die Gewinnprognose gesenkt werden.

So funktioniere eben das Business-Modell von Low-Cost-Airlines, sagt Rado. „Man zahlt nur, was man braucht“.

Mit einem Aufwand pro Sitzkilometer und Passagier von 3,35 Cent habe Wizz Air unter allen Billig-Airlines in Wien die niedrigsten Kosten. Während die Mitbewerber einen Airbus mit 186 bis 189 Sitzen bestuhlen würden, schafft Wizz Air laut Rado 239 Passagiere. Derzeit hält die Airline einen Marktanteil unter den Low-Costern in Wien von 20 Prozent. Lauda liegt bei knapp 24 Prozent.

Wizz Air will die Flotte bis 2026/27 auf 300 Airbus-Flugzeuge vergrößern, die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 4500 auf 10.000 steigern und ab 2023 eventuell Langstrecken anbieten, auch ab Wien.

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Krisensitzungen: Gewerkschaft fordert einheitlichen Kollektivvertrag für die heimische Luftfahrt.

Lauda-Turbulenzen

Rado betont, alle 182 Mitarbeiter an der Wiener Basis seien in Österreich angestellt. Im Gegensatz zu Lauda hat Wizz Air aber keinen Kollektivvertrag.

Bei Lauda laufen die Verhandlungen zwischen Betriebsräten und Management derzeit auf Hochtouren. Ryanair fordert eine Verbesserung der Effizienz und droht, wie der KURIER berichtete, mit Leihpiloten aus Polen. Roman Hebenstreit, Chef der zuständigen Gewerkschaft vida, forderte im ORF-Mittagsjournal eine branchenweite „faire“ Lösung für die heimische Luftfahrt. Am Mittwoch treffen sich die Betriebsräte aller in Wien ansässigen Airlines zu einer Krisensitzung.

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