Wer folgt auf Yellen? Trump verkündet Fed-Chef

US-Notenbank beeinflusst Wirtschaft rund um den Globus. Janet Yellens Amszeit endet im Februar. Jerome Powell gilt als Favorit.

Am Donnerstag soll die Wirtschafts- und Finanzwelt erfahren, wer künftig die mächtigste Zentralbank führt. Es wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump seinen Kandidaten für den Chefposten der Federal Reserve (Fed) nennt. Die erste Amtszeit der derzeitigen Vorsitzenden Janet Yellen geht im Februar 2018 zu Ende.

Trump sieht sie als "beeindruckende Persönlichkeit" - als Favorit für die Nachfolge der 2014 von Ex-Präsident Barack Obama eingesetzten Volkswirtin gilt jedoch der erfahrene Notenbanker Jerome Powell. Die Zinspolitik ließ die Fed am Mittwoch zunächst unverändert.

Powell wird im Gegensatz zu Yellen eine gewisse Nähe zu den regierenden Republikanern nachgesagt. Er hatte bereits für die Regierung von George H. W. Bush gearbeitet. Ökonomisch vertritt Powell jedoch im Grundsatz die Linie Yellens, so dass Experten im Fall seiner Wahl eine kontinuierliche Weiterentwicklung der US-Geldpolitik erwarten.

Die Fed-Vorsitzenden (seit 1979)
Paul Volcker (geb. 1927) 1979-1987
Alan Greenspan (geb. 1926) 1987-2006
Ben Bernanke (geb. 1953) 2006-2014
Janet Yellen (geb. 1946) seit 2014

Die Macht der Fed

Die US-amerikanische Notenbank kann über die Instrumente Zinsen und Geldmenge wirtschaftliche Entwicklungen und Entscheidungen in der ganzen Welt mitprägen. Ihr Chef oder ihre Chefin gehört zu den einflussreichsten wirtschaftlichen Akteuren überhaupt.

Wer folgt auf Yellen? Trump verkündet Fed-Chef
(FILES) This file photo taken on August 1, 2015 shows the US Federal Reserve building in Washington, DC. The US Federal Reserve kept its benchmark interest rate unchanged on July 26, 2017 but gave no clear signal about the chances for another increase this year.But the central bank did confirm that it plans to begin to reduce its massive bond holdings "relatively soon."In the absence of any signs of inflation pressure, the policy-setting Federal Open Market Committee elected to hold off on raising the key lending rate, and repeated that it "is monitoring inflation developments closely." / AFP PHOTO / KAREN BLEIER

Auch der Außenwert des US-Dollars, in dem sich etwa viele Länder verschuldet haben, hängt maßgeblich von der Politik der Fed ab. Die Devisenkurse sind zudem ein wichtiger Faktor in den internationalen Handelsströmen. Vor allem über die Zinsen steuert die Fed auch die Kosten von Krediten und Investitionen, die die Wirtschaft ankurbeln können. Ein Kernziel ist außerdem die Preisstabilität.

US-Leitzins unangetastet

Unmittelbar vor der Personalentscheidung ließ die Notenbank in Washington ihren Leitzins am Mittwoch erwartungsgemäß unangetastet. Der Zins für kurzfristige Anleihen, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht gegenseitig Geld leihen, bleibt in einem Zielkorridor von 1,0 bis 1,25 Prozent. Dies teilte der Offenmarktausschuss der Fed nach seiner November-Sitzung mit. Die Märkte rechnen nun weiterhin mit einer Zinsanhebung im Dezember.

Die Notenbank blickt derzeit mit Sorge auf die Daten zur Teuerung, die trotz der günstigen Wachstums- und Arbeitsmarktbedingungen nicht in gewünschtem Maße anzieht. "Die Inflation für Güter mit Ausnahme von Nahrungsmitteln und Energie ist weiterhin schwach", hieß es in einer Mitteilung. Die Fed geht davon aus, dass die Zielmarke von zwei Prozent erst in geraumer Zeit erreicht werden kann. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt ein solches Inflationsziel, sie sieht Preisstabilität bei knapp unter 2 Prozent Teuerung.

Yellen würde weitermachen

Die Entscheidung über die neue Führung wurde überschattet von der Diskussion um die Zukunft Yellens. Die 71-Jährige steht grundsätzlich für eine Verlängerung bereit. Powell soll allerdings insgesamt bessere Karten haben. Er ist bereits Mitglied im Führungsgremium der Fed und gilt als moderater Notenbanker.

Von Powell wird erwartet, dass er den Kurs Yellens mit leichten Zinserhöhungen und einem langsamen, aber stetigen Verkauf von in der Finanzkrise zugekauften Anleihen fortsetzen wird. Er gilt auch als persönlicher Favorit von Finanzminister Steven Mnuchin.

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