Wenn Beute zu Gewinn wird

Wenn Beute zu Gewinn wird
Korruptionsbekämpfer Wolfgang Hetzer möchte über ein neues Strafrecht die Finanzmafia zur Verantwortung ziehen.

Der Korruptionsbekämpfer und Buchautor Wolfgang Hetzer gilt als Experte, wenn es um kriminelle Machenschaften der Finanzindustrie geht.

KURIER: Herr Hetzer, Sie schreiben von einer "Finanzmafia". Ist der Begriff "Mafia" nicht überzogen?
Wolfgang Hetzer: Der Begriff beschreibt längst ein System des Machtmissbrauchs, um maximalen Profit zu erzielen und eigennützigen Einfluss in Politik und Wirtschaft zu erlangen. "Mafia" ist nicht überzogen, sondern nur realistisch.

Wie wirkt sich der Einfluss denn aus?
Er macht die Unterscheidung von Gewinn und Beute gegenstandslos, entkoppelt Arbeit und Leistung von Verdienst und Erfolg. So entsteht eine Kultur korrupter Rücksichtslosigkeit. Diese Organisationen können sogar einen Staat im Staat bilden und im schlimmsten Fall die Demokratie unterhöhlen, indem sie auf Gesetzgebungsprozesse einwirken.

Wen würden Sie zur Finanzmafia zählen?
All jene Finanz- und Beratungsunternehmen, Personen und Einrichtungen in Wirtschaft und Politik, die Geschäfte machen, die auf einem systematischen Machtmissbrauch und auf einer strategischen Missachtung der Gesetze beruhen, die für fairen Wettbewerb unverzichtbar sind.

Bisher landen die Verantwortlichen nie vor Gericht?
Das Strafrecht ist in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht geeignet, diese Personen zur Verantwortung zu ziehen. In Deutschland fehlt etwa ein Unternehmensstrafrecht, Österreich hat da mit dem Unternehmensstrafgesetz einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Die Kommission will die Strafgesetze für die Finanzbranche neu regeln. Was erwarten Sie sich davon?
Das sind Richtlinien-Entwürfe, die dann noch von den Parlamenten in nationales Recht umzusetzen sind. Das wird in unterschiedlicher Weise geschehen. Wir werden sehen, was am Ende davon übrig bleibt.

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