839 Millionen Arbeiter verdienen weniger als 1,5 Euro am Tag

839 Millionen Arbeiter verdienen weniger als 1,5 Euro am Tag
Über die Hälfte aller Arbeiter in Entwicklungsländern ist von prekären Jobbedingungen betroffen.

Trotz einer expandierenden Mittelklasse ist über die Hälfte aller Arbeiter in den Entwicklungsländern von prekären Jobbedingungen betroffen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) erklärte anlässlich der Veröffentlichung ihres Weltarbeitsberichts am Dienstag, noch immer arbeiteten 1,5 Milliarden Menschen ohne angemessene Verträge und soziale Absicherung, viele lebten trotz Arbeit in Armut.

Pro-Kopf-Einkommen stieg um 3,3 Prozent

Den Zahlen der ILO zufolge verdienen 839 Millionen Arbeiter in Entwicklungsländern mit ihrer Beschäftigung weniger als zwei Dollar (1,5 Euro) am Tag. Allgemein befänden sich die Entwicklungsländer in einem Aufholprozess verglichen mit den Industrieländern, sagte ILO-Chef Guy Ryder vor Medienvertretern in Genf. Zwischen 1980 und 2011 stieg das Pro-Kopf-Einkommen der ILO zufolge jährlich um durchschnittlich 3,3 Prozent.

Vier von zehn Arbeiter in solchen Ländern zählten heute zu einer sich entwickelnden Mittelklasse, was heiße, dass sie mehr als vier Dollar am Tag verdienten. Vor 20 Jahren hätten das erst zwei von zehn Arbeitern geschafft. In den frühen 2000er Jahren habe zudem mehr als die Hälfte der Arbeiter in den Entwicklungsländern weniger als zwei Dollar verdient, mittlerweile sei es ein Drittel. Gleichwohl forderte die ILO eine Verbesserung der Arbeiterrechte in den Entwicklungsländern.

Weltweite Arbeitsmigration

Auch die weltweite Arbeitsmigration nahm die ILO in ihrem Bericht unter die Lupe: Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr 231,5 Millionen Menschen in einem anderem als ihrem Geburtsland. Mit weitem Abstand sei dabei die EU die favorisierte Region gewesen. Dabei beobachteten die Forscher auch EU-intern Wanderungen: Mehr und mehr ziehe es junge, gut ausgebildete Menschen aus von der Krise besonders gebeutelten EU-Staaten ins Ausland.

Einkommensgefälle

Als wesentlichen Grund für die anhaltende Migration aus armen Ländern nennt der ILO-Bericht das starke Einkommensgefälle. Für dieselbe Arbeit verdienten Menschen in Entwicklungsländern oft nur ein Zehntel dessen, was in Industriestaaten bezahlt wird. Besonders hoch sei der Wunsch nach Auswanderung in Südasien und Afrika südlich der Sahara. Hier gaben laut einer ILO-Umfrage 30 Prozent der Jugendlichen an, sie wollten auf der Suche nach Arbeit für immer in andere Länder ziehen.

Allerdings habe sich die Zuwachsrate der Migration in Richtung der Industrieländer verlangsamt, was die ILO als Folge der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise wertet. Dafür seien mehr Menschen aus armen Regionen auf Arbeitssuche in den Nahen Osten gegangen.

Prognose: 213 Mio. mehr Arbeitslose

Ungeachtet positiver Entwicklungen stehen die Arbeitsmärkte weltweit vor enormen Herausforderungen: In den nächsten fünf Jahren werden laut ILO zusätzlich 213 Millionen Menschen Jobs suchen - davon allein 200 Millionen in den Entwicklungsländern.

Für den Bericht untersuchte die Organisation die Lage in 140 Entwicklungs- und Schwellenländern.

Link zum ILO-Bericht: World of Work Report 2014

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