Was hinter den Gründerzahlen steckt

Knapp 30.000 neue Unternehmen sind 2015 in Österreich gegründet worden. Das ist trotz flauer Konjunktur der höchste Wert seit 2010 und bedeutet ein Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Inklusive der selbstständigen Personenbetreuerinnen, die ebenfalls der Wirtschaftskammer zugerechnet werden, gab es fast 40.000 Gründungen.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Christoph Leitl freut sich über die „gestiegene Lust am Risiko“ und spricht von einer „Jubelmeldung“. Gründen sei in Österreich wieder „cool“ geworden. Dafür verantwortlich seien Reformen wie die 2014 eingeführte Erleichterung der GmbH-Gründung oder das im Vorjahr in Kraft getretene Crowdfunding-Gesetz. Da es im Vorjahr weniger Firmenpleiten gab, hat sich das Verhältnis zwischen Neugründungen und Insolvenzen ebenfalls verbessert. Auf jeden „Sterbefall kommen sechs Geburten“, freut sich Leitl.
Ein genauer Blick auf die Gründerzahlen der WKO bringt interessante Details zutage:
- "Pflegeeffekt“ Einen anhaltenden Gründerboom gibt es nur in der Pflege. Jede vierte Neugründung (10.000) war im Vorjahr eine Pflegerin in der 24-Stunden-Betreuung, mehr als 90 Prozent davon Frauen aus der Slowakei, Rumänien und Bulgarien. Die WKO weist den Pflegeeffekt zwar in der Statistik aus – „wir haben uns nicht um die gerissen“ (Leitl) –, bei internationalen Vergleichen wird jedoch gerne die Gesamtzahl herangezogen.
- Rechtsform Knapp 77 Prozent aller Neugründungen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU), dazu kommen 4,6 Prozent eingetragene Einzelunternehmen. Die GmbH hat seit der Reform 2014 zugelegt, aber nicht sehr stark. Ihr Anteil von 12,9 Prozent wurde schon 2006 ganz ohne Reform erreicht.
- EPU-Branchen Ein Viertel aller Neugründungen entfällt auf nur vier Branchen, wo es besonders viele EPU gibt. Unternehmensberatung, Buchhaltung, IT (2235), Persönliche Dienstleister (1948), Werbung und Marktkommunikation (1649) sowie Direktvertrieb (1629). Insgesamt fanden drei Viertel der Gründungen in nur 20 von fast 100 Fachgruppen der WKO statt.
- Frauenanteil Gründen wird weiblich. Der Frauenanteil stieg in zehn Jahren von 36 auf 43 Prozent, mit Pflegerinnen auf 59 Prozent. Die meisten Frauen arbeiten im stark wachsenden Dienstleistungssektor wie Personenberatung (z.B. Lebens- und Sozialberatung), persönliche Dienstleistung (z.B. Fitnesstrainerinnen, Farb- und Typberatung), Kosmetik, Fußpflege, Massage.
- „Graue Gründer“ Schon 21 Prozent der Gründer sind über 50 Jahre alt, vor zehn Jahren waren es erst 17 Prozent. Bei den 30- bis 40-Jährigen ist die Zahl rückläufig, bei den unter 30-Jährigen leicht ansteigend.

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