Warum Österreichs Wettbewerbshüter Amazon ins Visier nehmen

Gesperrte Konten und die Forderung, Einkaufspreise offenzulegen, erzürnen Händler. Die Wettbewerbshüter ermitteln.

Es klingt wie David gegen Goliath: Die Wettbewerbshüter aus Österreich ermitteln jetzt gegen den US-Versandhandelsriesen Amazon. Ob den Amazon-Managern die Knie zittern, sei dahingestellt. Fest steht aber, dass sich Amazon in mehreren Ländern mit Juristen herumschlagen muss. Auch in Deutschland, Frankreich und auf EU-Ebene wurden bereits Verfahren wegen eines möglichen Marktmissbrauchs von Amazon eingeleitet.

Nun geht auch die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde der Frage nach, ob der größte Onlinehändler der Welt seine „marktbeherrschende Stellung gegenüber Händlern missbraucht, die auf dem Amazon-Marktplatz aktiv und auf diesen angewiesen sind“.

Im Raum steht der Verdacht, dass Amazon seine eigenen Angebote gegenüber denen anderer Händler bevorzugt. Beschwerden darüber hatten sich beim Handelsverband gestapelt, dieser wandte sich Ende 2018 an die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).

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Gesperrte Konten

Unter anderem hatten sich Händler darüber beschwert, dass ihre Konten plötzlich gesperrt wurden. Begründet wurde das von Amazon damit, dass der Verdacht bestand, dass es sich um gefälschte Ware handelt, erläutert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. „Auch wenn Händler eidesstattliche Erklärungen des Herstellers einreichten, reichte das Amazon nicht als Beweis aus. Amazon wollte Rechnungen sehen – und damit auch die Einkaufspreise“, erklärt Will.

Auch ein neues Umsatzsteuer-Service von Amazon zielt aus seiner Sicht genau darauf ab. „Damit kann Amazon Rückschlüsse auf die gekauften Stückzahlen, den Einkaufspreis und den Erfolg der Händler schließen.“ Er befürchtet, dass sich Händler damit langfristig selbst vom Geschäft abschneiden.

„Sieht Amazon, dass sich eine Bohrmaschine gut verkauft, wird Amazon direkt zum Hersteller gehen und versuchen, sie selbst zu verkaufen. Und zwar im großen Stil, weswegen sie mit der Industrie gute Preise verhandeln werden. Damit sind kleine Händler aus dem Geschäft draußen.“

Währenddessen kaufen Konsumenten verstärkt bei Amazon. Der Österreich-Umsatz lag zuletzt bei 690 Millionen Euro – weitere 700 Millionen flossen über das Amazon-Marktplatzkonzept.

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