Roman Horvath, Geschäftsführer der Domäne Wachau, sieht mehrere Gründe für die deutliche Aufwertung solcher Weine, nämlich die Arbeit im Weingarten, den Klimawandel und den Zeitgeist. „Weine werden nicht mehr nur über Kraft, Kompaktheit, Dichte und Konzentration definiert“, so Horvath. „Das waren einmal ganz wichtige Attribute, weil früher die Weine dünn waren, weil sie zu früh gelesen worden sind und weil die Weingartenarbeit nicht entsprechend war.“
Doch mittlerweile sind die Qualitätsstandards deutlich höher. „Wenn wir heute von den sehr guten Produzenten ausgehen, sind wir auf einer anderen Ebene“, weiß Horvath.
Das wird auch international anerkannt. Im Jänner diesen Jahres wurde auf der Weinplattform der international bekannten Weinjournalistin Jancis Robinson über die Wachau und über die Domäne Wachau berichtet. Positiv vermerkt wurde ein „deutlicher stilistischer Wandel“, der die neue Vorgaben durch den Klimawandel berücksichtigt.
Auch kühle Randlagen könnten heute sehr komplexe und spannende Weine hervorbringen. Die Zeiten, als es nur um möglichst hohe Ernteerträge ging, sind ohnehin schon lange vorbei.
Die wunderbare Leichtigkeit des Weins war in der Steiermark immer schon angesagt. Weine aus der Region haben bei internationale Wettbewerben sehr gut abgeschnitten. In der Steiermark ist allerdings meistens bei 13 Prozent Alkohol Schluss.
Auch wenn die immer häufigeren Hitzeperioden es den steirischen Winzern nicht einfacher machen, diese Vorgabe einzuhalten. „Bei extrem heißen Sommer geht auch etwas von der Fruchtigkeit und Frische verloren“, verweist Werner Luttenberger, Geschäftsführer des Weinbauverband Steiermark, auf die Auswirkungen des Klimawandels.
Entscheidend sei der richtige Zeitpunkt für die Weinlese, sonst ist man „schnell bei 14 Prozent“. Das ist allerdings meistens zu viel für einen Sauvignon blanc. Weine, die früher um den Nationalfeiertag geerntet worden sind, sind heute etwa einen Monat früher an der Reihe.
Mehr Punkte für leichtere Weine ist ganz im Sinne der steirischen Winzer. „Aus dem Bauch heraus gehören drei Viertel unserer Weine in diese Kategorie“, schätzt Luttenberger. „Die Bewertungen haben ohnehin nicht immer ganz den Markt widergespiegelt“, so der Geschäftsführer. „Ich bin froh, dass sich das jetzt auch in Bewertungen niederschlägt, es darf auch leichter und trocken sein.“
Der Geschäftsführer von Österreich Wein Marketing, Chris Yorke, spricht von einem „generellen Trend“ zu leichteren, frischeren Weinen. „Dieser Stil kommt im Export sehr gut an. Aufgrund seiner klimatischen Lage ist Österreich prädestiniert für mittelgewichtige Weine mit großem Ausdruck und Charakter. Sie sind in der Lage, eine perfekte Balance aus Reife und Frische, Körper und Leichtigkeit zu transportieren.“
Dazu kommt, dass Weine aus Österreich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. „Dass sie im internationalen Vergleich sehr fair bepreist sind, macht sie natürlich umso attraktiver“, verweist Geschäftsführer Yorke auf die Exportstatistik.
Im Vorjahr wurde Wein im Wert von 231 Millionen Euro ins Ausland exportiert. Vor allem Weißweine waren stark nachgefragt. Das ist ein neuer Rekord. Zwar ist die Menge um 3,5 Prozent auf 67,7 Millionen Liter gesunken, aber der Durchschnittspreis ist um 6,4 Prozent gestiegen. „Die aktuellen Kostensteigerungen treffen auch unsere Winzer hart. Daher muss es unser Ziel sein, dass ihre Wertschöpfung steigt.“
Mit knapp über 32 Prozent ist der Grüne Veltliner die Hauptsorte in Österreich. Der Welschriesling kommt auf 6,4 Prozent. Bei den Rotweinen dominiert der Zweigelt mit fast 14 Prozent Anbaufläche.
Niederösterreich ist mit 66 Prozent der Anbaufläche das Bundesland mit den meisten Weingärten. Es folgen das Burgenland mit 24 Prozent und die Steiermark mit 9 Prozent.
2,40 Millionen Hektoliter Wein wurden im Vorjahr in Österreich produziert. Eine konstante Produktionsmenge ist wichtig, um nicht Marktanteile zu verlieren.
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