Warum die Bauern den harten Brexit fürchten

Warum die Bauern den harten Brexit fürchten
Ein harter Brexit würde für massiven Preisdruck bei Milchprodukten und Fleisch sorgen.

 Die heimischen Lebensmittel- und Agrarexporte sind im ersten Halbjahr 2018 um fast fünf Prozent gestiegen. Ob dieser positive Trend aufrecht bleibt, hängt auch vom Ergebnis der Brexit-Verhandlungen ab. Ein harter Brexit wurde die Exporte von Agrarprodukten und Lebensmittel nach Großbritannien deutlich erschweren. Neben Getränken wie Energydrinks oder Fruchtsäften wurden bisher vor allem feine Backwaren nach Großbritannien verkauft.

Wobei es nicht nur darum geht, dass die heimischen Produzenten weniger nach Großbritannien liefern. Auch die Agrar- und Lebensmittelproduzenten aus anderen EU-Staaten hätten Probleme mit ihren Ausfuhren nach Großbritannien. Irland etwa liefert großen Mengen an Milch und Milchprodukten sowie Fleisch an den Nachbarn. Wenn die Briten nach einem harten Brexit als Abnehmer wegfallen, müssen sich die Iren neue Märkte suchen. Naheliegend ist da der EU-Binnenmarkt.

Milch und Fleisch

Im Falle eines harten Brexits würden also große Teile dieser Agrar- und Lebensmittelexporte künftig am Kontinent für massiven Preisdruck bei Milchprodukten und Fleisch sorgen. Das wird die Konsumenten möglicherweise freuen, für die Bauern und die Lebensmittelindustrie wäre es teilweise existenzbedrohend.

Vor zwei Jahren hat die Überproduktion von Milch in der EU zu einem massivem Preisverfall geführt. Viele Betriebe konnten nicht mehr kostendeckend produzieren. Einige haben zugesperrt.

Die irischen Bauern produzieren deutlich günstiger als Landwirte in Österreich. Der Grund dafür sind die klimatischen Bedingungen. Eine Kuh in Irland steht 300 Tage im Jahr auf der Weide. In Österreich sind es oft keine 150 Tage. Diesen Produktionsnachteil können die heimischen Bauern nicht ausgleichen.

Die Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, wünscht sich weiter einen freien Zugang zum britischen Markt und eine rasche Klärung, wie es nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU weitergeht. „Der Blick über den Ärmelkanal bereitet uns Sorgen. Nichts ist schädlicher als Unsicherheit.“

Im ersten Halbjahr 2018 hat Österreich Agrarprodukte im Wert von 109 Millionen Euro nach Großbritannien exportiert. Das entspricht verglichen mit den erstens sechs Monaten des Vorjahres einer Steigerung von knapp über 19 Prozent.

Außenhandel

Betrachtet man den gesamten Agrar-Außenhandel, so ist der Wert der Agrarimporte höher als der Wert der Importe. Die Schere ist im Laufe der Jahre kleiner geworden, was durchaus als Erfolg der heimischen Exporteure gewertet werden kann. AMA-Marketing-Chef Michael Blaas glaubt allerdings nicht, das die Schere völlig geschlossen werden kann. In Österreich wachsen nun mal keine Südfrüchte sowie Kaffee, Tee oder Gewürze.

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