Wahrscheinlichkeit für Grexit liegt bei 50 Prozent

Demonstranten fordern den Erlass illegaler Schulden vor einem beleuchteten Gebäude.
Devisenmärkte reagieren gelassen. Griechen bringen ihr Geld in Sicherheit. Gold erlebt ein Comeback.

Nach Einschätzung von Volkswirten der Commerzbank liegt die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone, also des vielzitierten Grexits, mittlerweile bei 50 Prozent. Dennoch gebe es am Devisenmarkt "nun wirklich nicht die panikartige Reaktion, die sich die griechische Regierung erhofft haben dürfte", kommentierte Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.

Sollte sich am Vormittag zeigen, dass die Kurse von Staatsanleihen anderer angeschlagener Euroländer wie Spanien oder Portugal den drohenden Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone gut wegstecken werden, sieht Experte Leuchtmann sogar Erholungspotenzial beim Euro: "Dann würde der Grexit als Beweis interpretiert, dass Europa zur Sanktionierung von Konditionsverstößen fähig ist." Am Devisenmarkt haben die Anleger am Dienstag vorerst gelassen auf die drohende Staatspleite in Griechenland reagiert. Der Kurs des Euro stand in der Früh über dem Tief, das er kurz nach dem Scheitern der Gespräche erreicht hatte.

Goldverkauf legt sprunghaft zu

Aufgrund der Verunsicherung der letzten Wochen sind aber offenbar viele auf der Suche nach einer soliden Geldanlage und legen sich vermehrt wieder Gold in den Tresor. Nach einer Flaute im vergangenen Jahr nahm der Goldverkauf in den vergangenen Wochen sprunghaft zu. Der Edelmetallhändler Pro Aurum meldet für den Januar ein Plus von mehr als 60 Prozent, bei der BayernLB verdoppelte sich der Goldhandel im Vergleich zum Dezember sogar.

Griechische Banken wanken

Besonders griechische Anleger legen ihr Erspartes in Gold an: Beim Frankfurter Internet-Händler Coininvest verzehnfachte sich der Tagesumsatz mit griechischen Kunden nach dem Wahlsieg von Alexis Tsipras Ende Januar. „Angesichts der anhaltenden Verunsicherung wollen griechische Anleger ihr Geld in Sicherheit bringen - und da ist Gold als Krisenwährung häufig die erste Wahl“, erklärt Coininvest-Direktor Daniel Marburger. Laut Berechnungen der Großbank JP Morgan verlieren die Banken in Griechenland derzeit pro Woche rund 2 Milliarden Euro an Einlagen. Gehen die Abhebungen in dieser Intensität weiter, gehen die Sicherheiten für Neu-Kredite binnen 14 Wochen verloren.

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