Währungshüter haben Euro-Kurssprung nicht berücksichtigt

Christine Lagarde
Die Gemeinschaftswährung ist seit Mitte Mai zum Dollar um rund zehn Prozent gestiegen.

Die Währungshüter der EZB haben Insidern zufolge auf ihrer Sitzung am Donnerstag entschieden, den jüngsten Anstieg des Euro-Kurses geldpolitisch nicht zu berücksichtigen. Der Kursanstieg stimme weitgehend mit den ökonomischen Fundamentaldaten überein, sagten zwei Notenbanker, die an dem Treffen teilgenommen haben.

Kein Währungskrieg

Die Gemeinschaftswährung ist seit Mitte Mai zum Dollar um rund zehn Prozent gestiegen. Aktuell liegt der Kurs bei 1,1874 Dollar. Dies schmälert tendenziell die Wettbewerbschancen von Firmen aus der Euro-Zone auf dem Weltmarkt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Zinssitzung gesagt, die Notenbank schaue sich die Wechselkursentwicklung mit Blick auf die Inflation genau an. Zugleich betonte sie aber, dass die EZB kein Wechselkursziel verfolge.

Den zwei Notenbankern zufolge haben die Währungshüter zwar eingeräumt, dass der Euro-Anstieg negative Auswirkungen auf Inflation und Wachstum habe. Zugleich sei aber einvernehmlich anerkannt worden, dass dies eine bessere wirtschaftliche Lage diesseits des Atlantiks widerspiegele sowie die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed. "Wir sind demgegenüber nicht gleichgültig, aber wir wollen keinen Währungskrieg starten", sagte ein Insider. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Unterschiedliche Ansichten

Einem Insider zufolge gab es auf der Sitzung unterschiedliche Ansichten zu den konjunkturellen Aussichten der Eurozone. Notenbank-Gouverneure aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden seien eher zuversichtlich gewesen, während manche Notenbanker aus Südeuropa sich eher pessimistisch geäußert hätten.

Den mit den Diskussionen vertrauten Personen zufolge wurde auf der Sitzung über die richtige verbale Antwort auf den Kursanstieg des Euro gesprochen. Dabei wurde auch auf frühere Formulierungen des ehemaligen EZB-Chefs Mario Draghi hingewiesen, der Anfang 2018 "die Volatilität des Wechselkurses" als eine "Quelle der Unsicherheit" bezeichnet hatte. Am Ende sei aber die weichere Formulierung gewählt worden, dass der EZB-Rat "sorgfältig hereinkommende Informationen bewerten wird, einschließlich Entwicklungen des Wechselkurses".

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